06 Dez

Hundertschaften Schoko-Nikoläuse

Heute, am 6. Dezember stellt sich die dringende Frage: Drücken Schoko-Nikoläuse Wertschätzung aus? Oder ist das Überreichen solcher Schoko-Hohlfiguren gar eine subtile Form sozialer Diskriminierung – für die, die zu viele oder zu wenige davon bekommen?

Diese Frage, auf die wir bei unserer Ifpb-Teamsitzung Anfang Dezember stießen, gehört zum humorvollen Anteil der Arbeit unserer professionellen Lerngemeinschaft, als die wir das Team, sozusagen die ideelle Hälfte unseres Instituts verstehen. Die Beschäftigung mit den Herausforderungen der Pädagogik der Gegenwart verbindet uns Aktive eben auch affektiv, nicht nur kognitiv. Kurz vor Weihnachten, wo alle Welt in Gefühlen schwelgt, wollen wir auch mal diesen Aspekt beleuchten.

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24 Nov

Unser Institutsprojekt: Digitale Schulentwicklung

Dies ist ein Kooperationsaufruf! Jeder Fortbildungsträger, der etwas auf sich hält, beteiligt sich jetzt an der Digitalisierung von Schule. Gelder gibt es reichlich, Unterstützungsbedarf von Schulen ebenfalls. Wir, mit unserem Fokus auf Prozesse der inneren Selbstentwicklung von Bildungseinrichtungen, wollen unsere Frage einbringen: Wie konstruiert die einzelne Schule um ihren physischen Lernraum (den dritten Pädagogen) herum ihren digitalen Lernraum (eine Art vierter Pädagoge)? Doch wir wollen kein neues Projekt auflegen. Wir möchten graswurzelartig in laufende Projekte hineinwirken, mit Fortbildungsträgern kooperieren, die die digitale Qualifizierung von Lehrkräften und digitale Schulentwicklung vorantreiben.

Sind Sie so ein Träger? Können Sie sich vorstellen, uns mit ins Boot zu holen? Wir bieten Ihnen an, mit Ihnen zusammen einen Fokus auf Ihr Projekt zu nehmen, das – so unser Eindruck – in den meisten Projekten noch geschärft werden kann: Die digitale Ausgestaltung der Schule als Element des Prozesses systemischer Selbst-Entwicklung!  

Die sich rasant entwickelnden Möglichkeiten des digitalen Lernraums bieten vor allem neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Lernwerkzeugen. Das Design der Lernwerkzeuge beeinflusst deren Nutzung, also die pädagogische Praxis der Schulen, die sich auf diese digitalen Werkzeuge einlassen:  Mit welchen digitalen Medien und digitalen Werkzeugen will die Schule ihren Lernraum digital erweitern? Wie sollen die Werkzeuge genutzt werden, um der Pädagogik der Schule zu genügen?

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20 Nov

Winterhoff im SPIEGEL: Ist die Personalisierung von Problemen Teil des Problems?

Handpuppe: Hexe (Uzbekistan)

„Ich verstehe nicht,“ zitiert der SPIEGEL von dieser Woche (Ausgabe 13.11.2021) ein 16-jähriges Mädchen, „dass der Winterhoff die ganze Zeit damit durchgekommen ist.“ Die Illustrierte ergänzt: „Niemand versteht es“ (S. 57). Wir fragen: Vielleicht doch? Braucht es einen anderen Ansatz als Schuldigen-Suche, sondern eher einen Schutzraum zur Entwicklung gemeinsamer Verantwortung? Unser Vorschlag für einen Kulturwandel bei den Trägern der Jugendhilfe.

Eine 16-jährige mag wirklich noch nicht verstehen, wie unser System der Jugendhilfe Skandale wie die Auslieferung von Schutzbefohlenen an „Psycho-Experten“ vom Typ Winterhoff produzieren kann. Die Schreibenden des bekannten Politik-Magazins müssten es eigentlich verstehen. Vielleicht wollen sie darüber aber lieber nicht schreiben? Zudem stecken sie in derselben Kalamität wie die ARD-Redakteure, die „und wir Medien haben ihn groß gemacht“ bekennen. „Groß machen“ funktionierte in diesem Fall, weil ein gesellschaftliches Bedürfnis, Behördenstrukturen und personalisierbare Sensation („Erziehungskatastrophe“) zusammenpassten.

Soll nun mit denselben Mitteln, nämlich Skandalisierung einer Person, einer wieder „klein gemacht“ werden? Das ist uns einfach zu einfach! Wenn am Ende dieses Prozesses Winterhoff „entthront“ würde, wäre das auch in Bezug auf seinen Einfluss in der Schulpädagogik sehr wünschenswert. Was aber als ungelöster Knoten liegenbliebe, wäre die Gemengelage aus Sehnsucht nach einfachen Lösungen, Behördenhierarchien, die den einzelnen aus seiner Verantwortung zu entlassen scheinen und Nicht-Gehört-Werden von Hilfebedürftigen.

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17 Nov

Thema Nachhaltigkeit: heterogen

26. UN-Klimakonferenz & MINT – Blicke auf unsere Zukunft

In den beiden letzten Wochen tagten nicht nur Verantwortliche der Länder der Welt in Glasgow – zur Vereinbarung gemeinsamer Ziele im Kampf gegen die Klimakrise. Es fand auch die zweite Runde der Workshops zur Unterrichtseitwicklung nach dem Erweiterten Mint-Konzept an einer westdeutschen Gesamtschule statt – Arbeit am Ziel der Schule, die Nachhaltigkeitskompetenzen aller Lernenden zukunftsorientiert zu entwickeln. Was hat das Erweiterte MINT-Konzept mit dem Ringen um die Bewältigung der Klimakrise zu tun?

In der Abschlusserklärung der Welt-Klima-Konferenz wurde das Ziel des Ausstiegs aus der Kohle als Energieträger in letzter Minute verwässert. Statt phase out für Kohle und Kohle-Subventionen steht dort nun phase down . Aus Sicht der Pädagogik ist die Differenz nicht so gravierend:

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11 Nov

Gute Kooperation von Regel- und Förderpädagog*innen an Schulen des gemeinsamen Lernens – wie kann sie gelingen?

Unsre Teammitglieder machen immer mal wieder Fortbildungen in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern des Instituts. Diese bieten oft den Einstieg in Beratung pädagogischer Einrichtungen wie Schulen bei der Selbst-Entwicklung – getreu unserm Leitbild, dass autonome Schulen sich selbst entwickeln, dabei externe Unterstützung im Prozess jedoch sehr hilfreich ist. Zu einer Fortbildung zum Thema dieses Blogs, veranstaltet durch unseren Kooperationspartner Forum Eltern/Schule– Austausch und Begegnung in Dortmund traf sich kürzlich eine heterogene Gruppe von Lehrkräften recht unterschiedlicher Schulen. Die Lehrkräfte einte das Ziel, ihre Schule im Inneren weiterzuentwickeln: Eine professionelle Kooperation zwischen den Perspektiven der Kolleg*innen zu stiften, bei der sich deren unterschiedliche pädagogische Blickwinkel (vor allem die Perspektive der Förderlehrkräfte ist ein knappes Gut an inklusiv aufgestellten Schulen) mit dem Ziel der bestmöglichen individuellen Förderung aller Schüler*innen einer Lerngruppe zu verknüpfen.

Die Abbildung visualisiert den ersten Pädagogen (Lerngruppe mit den Peer-Groups), den zweiten Pädagogen (den Kranz der Mitarbeitenden in der pädagogischen Einrichtung Schule) und den Lernraum als dritten Pädagogen, indem er die Personen bzw. dort existenzen Subsysteme zeigt. In der Mitte steht das einzelnen lernende Kind (Smily).

Total angefixt war der Teilnehmerkreis durch die Grundidee der systemischen Pädagogik: Schule ist ein System, das sich aus vielfältigen Subsystemen zusammensetzt. In jedem Teilsystem, dem eine Lehrperson angehört, hat sie eine spezifische Funktion, die sich aus der Zusammensetzung und dem Auftrag der Gruppe ergibt. Jede Lehrkraft der Schule ist gleichzeitig in etlichen Systemen als Person vertreten. Sie benötigt dort eine klare Aufgabenbeschreibung und einen guten Zugang zu den Arbeitsprozessen innerhalb der Gruppe. Die jeweilige Funktion übt die Lehrkraft mit ihrer individuellen Identität aus: Eine andere Person würde die gleiche Funktion vielleicht in ganz anderer Weise ausüben. Wesentlich ist dabei lediglich, dass das Subsystem als solches die ihm übertragenen Aufgaben erfolgreich bewältigt. In gut lesbarer Weise beschreibt das Palmowski (Literaturhinweis am Ende des Beitrags).

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03 Nov

Nachgedacht: Welche Vorstellungen von Unterricht stehen hinter der „Demaskierung am Platz“?

In NRW dürfen am Platz sitzende Schüler*innen neuerdings die Maske abnehmen. Wahrscheinlich geht Ihnen das Masken-Themen genauso auf den Nerv wie uns. Leider fordern Virus und Schutzmaßnahmen bei steigenden Infektionszahlen Schulen aber weiterhin heraus. Pandemie-Bewältigung gehört zur pädagogischen Gegenwart. Allerdings demaskiert das WIE die pädagogische Haltung einer Schule. Anlass, das Maskenthema heute aufzugreifen ist ein Beitrag einer Regionalzeitung „Grundschul-Alltag in Corona-Zeiten – Gelassenheit in der 1c“ aus einer Landgemeinde im Münsterland.

Der Redakteur stellt eine lehrerzentrierte Sequenz aus dem Schreiblehrgang dar: Die Lehrkraft spricht 21 Erstklässler-Lernenden das Wort „Lampe“ vor, mehrfach, einmal besonders deutlich ohne Maske. Dann bemühen sich alle, das Wort in ihr Heft zu schreiben. Der Redakteur resümiert: Hier scheint die Pandemie den Unterricht kaum zu beinträchtigen. Wir meinen: Da hätte er genauer hinschauen dürfen!

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08 Okt

Teekesselchen und Gendersternchen

Zugegeben: ein wirklich schlimmes Teekesselchen (Geschäft), mit dem dieser Toilttenverleiher herumalbert

Heute macht sich unsere Beratungsperson Gedanken zum Gendern und wird am Ende zum zufrieden schlummernden Subjekt. Lesen Sie, was das Familienministerium damit zu tun hat:

Grad melden die Zeitungen: Das Bundesfamilienministerium empfiehlt Bundesbehörden, die Gleichstellung von Frauen und Männern sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Gendersternchen oder sonstige Sonderzeichen für geschlechtergerechte Sprache sollen aber nicht verwendet werden.  Pädagogisch Denkende (schreiben wir mal nicht Pädagog*innen) fragen sich: Wie soll das gehen?

Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs arbeitet die Pädagogik mit dem Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver. Wer eine Botschaft sendet, liefert mit der Botschaft nur einen Rahmen, in dem die Empfangenden ihre Botschaft konstruieren. Die Empfangenden sind also begrenzt frei, wie sie die Botschaft entschlüsseln wollen.

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23 Sep

Videokonferenzen – gegen den Strich

Die zentralistischen Mittel der Video-Plattformen nicht zu nutzen, sondern in Freiräume für Lernende umzudenken – das ist die große Herausforderung.

Drei Tage, nachdem die Schulen im letzten Frühjahr in den Lockdown gingen, hatten wir unsere erste Beratung mit einem Schulteam per Videokonferenz. Das war für uns alle Neuland. Schon vorher gab es im Berufsalltag unserer Institutsmitglieder dann und wann eine Videokonferenz, zum Beispiel bei solchen Distanzen, dass man sich ohne lange Anreise nicht live hätte sehen können. Besser als gar kein Treffen…aber gefühlt schwerfällig – Freude kam dabei kaum auf.

Wir waren gezwungen uns wie viele Institutionen (auch viele Schulen) sehr schnell für eine Plattform zu entscheiden und uns in und mit ihr einzurichten. Die neue Kulturtechnik Videokonferenz musste man erst einmal probieren, dann begreifen, dann gezielt einsetzen und sich die Möglichkeiten Stück für Stück erschließen. Rasch zeigte sich, dass sie durchaus neue Chancen für kleine Gruppen bietet. Unabhängig davon, wo sich die einzelnen Personen gerade befinden, kann man sich treffen! Ein Team muss sich nur auf Zeitfenster verständigen, ohne stundenlange Wegezeiten oder Anreisen einzukalkulieren. Der eigentliche Vorteil ist nun aber, dass sich ein langes Präsenz-Treffen durch mehrere kurze, digitale Treffen ersetzen lässt. Bei der Arbeit an gemeinsamen Projekten erhöht das die Chance, partizipativ zu handeln. Ein kooperativer Schaffensprozess lässt sich so einfacher sequentialisieren. Alle Beteiligten können wechselseitig über die Fortschritte im Arbeitsstand informieren, Probleme bei Bedarf im Team erörtern, gemeinsam Weichen für die Weiterarbeit stellen und dem, der den nächsten Arbeitsschritt umsetzt, Rückenwind verleihen. Mit den kollaborativen Möglichkeiten steigt die Produktivität unseres Instituts. Wir fühlen uns auch stärker, weil, trotz der physischen Distanz, die gefühlte Nähe zunimmt. Aber: wir sind auch an die Grenzen der Distanzkonferenzen gestoßen – das soll dieser Beitrag erläutern.

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15 Sep

Was brauchen die Kinder von Saisonkräften? Lernlandkarten!

Wir empfehlen, die Kinder mit dem Wissen über ihren eigenen Lernstand auszustatten.

Hallo, Ministeriale im Schulbereich der Bundesländer! Hier haben wir eine Lösung für ein Problem gefunden, die Sie vielleicht interessieren könnte!

Das Schöne an unserer Arbeit als Beratende bei der Gestaltung von Bildung ist, dass wir immer wieder auf Fragestellungen aus der Praxis stoßen, die zum Nachdenken herausfordern. Eine solche Frage bringt eine Kollegin aus einer kleinen Grundschule im Moseltal in unser Team. An der Mosel arbeiten im Weinbau und in der Gastronomie viele Saisonkräfte. Ihre Kinder besuchen die örtliche Schule, solange die Eltern vor Ort sind. Sie kommen und gehen in Abhängigkeit vom Einsatzort ihrer Eltern. Der richtet sich nicht nach dem Rhythmus der Schuljahre, sondern nach den Erfordernissen des Arbeitsmarkts. Ebenso plötzlich, wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder weg. Oft von einem Tag auf den anderen, ohne Abschied und Zeugnis. Morgen tauchen sie vielleicht ganz woanders in der Schule auf. Wie kann die kleine Grundschule im Moseltal so arbeiten, dass sie auch diesen Kindern gerecht wird?

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24 Aug

Nichtwählende – eine pädagogische Herausforderung?

Einfach zu Hause bleiben!?

Mit mehr oder weniger erhobenem moralischen Zeigefinger werden Menschen, die nicht zur Bundestagswahl gehen wollen, derzeit in der Öffentlichkeit behandelt. Ist es nicht, gerade in unserem Land auf dem Hintergrund unserer politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, eine bürgerliche Pflicht, im Wahllokal zu erscheinen und dort sein Kreuzchen zu hinterlassen? Sind Menschen, die das nicht tun, etwa nicht zu ordentlichen Demokrat*innen erzogen worden? Hat Pädagogik ihren gesellschaftlichen Auftrag nicht erfüllt?

Aus Sicht unseres Instituts hilft bei der Antwort auf die Frage ein nüchtern-analytischer Blick auf die Handlungssituation der Beteiligten. Wir unterscheiden die Handlungslagen der Menschen, die (1.) mit dem Gedanken spielen, nicht zur Wahl zu gehen, und diejenige derer, die (2.) möchten, dass die Wahlbeteiligung so hoch wie möglich ist.

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