14 Jan

Schule bei Inzidenz über 1000

Viel Glück und Geschick wünschen wir allen Schulen – und besonders denen in herausfordernder Lage!

„Wir wollen die Schulen aus sozialen Gründen offenlassen!“, verkünden die Politiker als Lehre aus den Erfahrungen der Lockdowns der letzten zwei Jahre. Bringt es das? Der Tagesbefehl müsste doch lauten: „Schulen, lasst die sozialen Kontakte der Lerngruppen nicht zerreißen!“ Wer glaubt, das geht nur in Präsenz, der hat die Möglichkeiten und Veränderungen der letzten Jahre nicht mitbekommen!

Unsere Beratungsperson traf sich in diesen Tagen mit der – anzahlmäßig coronabedingt gerupften –Schulentwicklungsgruppe einer in Gesamtschulform arbeitenden Schule mit einem Umfeld, in dem die Inzidenz über 1000 liegt. Megathema ist die Zahl der Krankmeldungen, Corona-Infekte und Quarantänefälle in den Klassen und Lehrerteams. An einen stabilen Unterrichtsbetrieb ist unter diesen Umständen nicht zu denken. Hier herrscht gefühlt eine Art Endzeitstimmung, fast wie in einer Truppe unter Granatenbeschuss. Lernende und Lehrende huschen, mit Maske und auf Distanz bedacht, durch die Gänge und verkrümeln sich in den Klassenräumen.

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23 Sep

Videokonferenzen – gegen den Strich

Die zentralistischen Mittel der Video-Plattformen nicht zu nutzen, sondern in Freiräume für Lernende umzudenken – das ist die große Herausforderung.

Drei Tage, nachdem die Schulen im letzten Frühjahr in den Lockdown gingen, hatten wir unsere erste Beratung mit einem Schulteam per Videokonferenz. Das war für uns alle Neuland. Schon vorher gab es im Berufsalltag unserer Institutsmitglieder dann und wann eine Videokonferenz, zum Beispiel bei solchen Distanzen, dass man sich ohne lange Anreise nicht live hätte sehen können. Besser als gar kein Treffen…aber gefühlt schwerfällig – Freude kam dabei kaum auf.

Wir waren gezwungen uns wie viele Institutionen (auch viele Schulen) sehr schnell für eine Plattform zu entscheiden und uns in und mit ihr einzurichten. Die neue Kulturtechnik Videokonferenz musste man erst einmal probieren, dann begreifen, dann gezielt einsetzen und sich die Möglichkeiten Stück für Stück erschließen. Rasch zeigte sich, dass sie durchaus neue Chancen für kleine Gruppen bietet. Unabhängig davon, wo sich die einzelnen Personen gerade befinden, kann man sich treffen! Ein Team muss sich nur auf Zeitfenster verständigen, ohne stundenlange Wegezeiten oder Anreisen einzukalkulieren. Der eigentliche Vorteil ist nun aber, dass sich ein langes Präsenz-Treffen durch mehrere kurze, digitale Treffen ersetzen lässt. Bei der Arbeit an gemeinsamen Projekten erhöht das die Chance, partizipativ zu handeln. Ein kooperativer Schaffensprozess lässt sich so einfacher sequentialisieren. Alle Beteiligten können wechselseitig über die Fortschritte im Arbeitsstand informieren, Probleme bei Bedarf im Team erörtern, gemeinsam Weichen für die Weiterarbeit stellen und dem, der den nächsten Arbeitsschritt umsetzt, Rückenwind verleihen. Mit den kollaborativen Möglichkeiten steigt die Produktivität unseres Instituts. Wir fühlen uns auch stärker, weil, trotz der physischen Distanz, die gefühlte Nähe zunimmt. Aber: wir sind auch an die Grenzen der Distanzkonferenzen gestoßen – das soll dieser Beitrag erläutern.

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22 Mai

Back to School

Ein Beratungsgespräch zur aktuellen Situation

Jetzt gut aufpassen, was beim Wiederanfang herauskommt (hier werden es Schmetterlinge sein)

Jetzt kehren die Schüler*innen in Deutschland wieder in den Präsenzunterricht zurück. Die meisten Lerngruppen in unserm Land sind seit Monaten auseinandergerissen – weil ihre Schulen den Wechselunterricht unpädagogisch organisiert haben. Nur wenige Schulleiter*innen ahnen, welche pädagogische Herausforderung auf die Schulen zukommt, dieses Problem zu heilen.

Bei unserer Beraterin schellt das Telefon um 7.45 Uhr. Eine Schulleiterin einer Grundschule meldet sich: „Von einem Kollegen habe ich Ihre Rufnummer. Haben Sie ein wenig Zeit für mich? Ich bin ziemlich am Ende und brauche dringend Rat.“ Es geht um die Problematik der Rückkehr in den Präsenzunterricht. Die Schulleiterin fürchtet einen Rückfall der Schule in alte pädagogische Muster. Sie sieht die pädagogische Entwicklungsarbeit der letzten Jahre in Gefahr. „Das Problem brennt tatsächlich, denn nächsten Montag wird es ja wieder Ernst bei Ihnen. Ich richte einen Videochat ein. Bis 9.30 Uhr haben wir Zeit“, sagt die Beraterin.

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01 Feb

Digitale Barriere Lehrperson?

Vor wenigen Tagen zeigte die 20-Uhr-Tagesschau  ein Berliner Grundschulkind bei der Hausaufgabenbetreuung. Der Reporter fragt: „Hast du denn gar keinen Videounterricht?“ Das Kind antwortet traurig: „Nein. Ich hole mir montags eine Tüte mit Aufgaben. Freitag bringe ich sie wieder hin. Meine Lehrerin sehe ich gar nicht.“ Bitter für uns IfpB-ler, solche Bilder im Fernsehen zu sehen.

Droht also die Bildungskatastrophe für die Schüler*innen, deren die Eltern die Aufgabe als Hauslehrer nicht wahrnehmen können? Bildungsforscher halten für bewiesen, dass Lernen auf Distanz weniger wirksam sei als Unterricht im Live-Kontakt zur Lehrperson.

Doch das stimmt so pauschal nicht. Das zeigen die Erfahrungen unserer Schulen, die im Lockdown gut dastehen.

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07 Jan

Schule zu! Und nu?

Butter bei die Fische! sagen wir.

Viele haben es nicht geglaubt, aber es passiert nun doch: Landauf, landab sind die Schulen zu, die Schüler*innen zu Hause und die Lehrkräfte im Homeoffice. Unter dem Aspekt der Betreuung der Kinder berufstätiger Eltern ist das hochproblematisch –für die Eltern, für die Kinder, für unser Wirtschaftssystem und damit für unsere Zukunft. Das stellt auch unser Institut für pädagogische Beratung nicht in Frage.

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14 Nov

Coronaleugner – Ergebnis verfehlter schulischer Bildung?

Harter Tobak: Heute denken wir darüber noch, ob es einen Zusammenhang zwischen schulischer Bildung und sozial-emotionalen Störungen gibt und wie ein Förderpädagoge die Politik beraten würde.

Letztes Wochenende meldete das RKI 22000 tägliche Neuinfektionen und die ARD 30000 Corona-Leugner in der Leipziger Innenstadt, ohne Abstand und Masken. Geht‘s noch? Demonstranten ohne Bewusstsein für soziale Verantwortung, rücksichtslos Infektionen verbreitend, das eigene Freiheits-Feeling verabsolutierend?

Aus Sicht des systemischen Pädagogen erfüllen Menschen, die so handeln, den Fördertatbestand Störung der sozial-emotionalen Entwicklung (ESE). Ihnen geht die Fähigkeit ab, das eigene Handeln in sozial verantwortlicher Weise so auf die Bedürfnisse anderer Menschen abzustimmen, dass das Wohlergehen aller bestmöglichst gefördert wird.

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02 Nov

Wertschätzen – ohne Anpacken!

Ni hao (gesprochen niha = du gut!? Die Hände aufs Herz und leicht vorbeugen) So begrüßen die Chinesen sich. Was wir unseren Schüler*innen bei Beginn von Lockdown Nr. 2 unbedingt beibringen müssen.

Heute sind wir sehr nachdenklich. Wir fragen uns: Haben wir da etwas versäumt? Wie können wir unseren Schüler*innen zeigen, dass Achtsamkeit jetzt anders geht? Dass wir den Zusammenhalt einer Gruppe jetzt nicht durch körperliche Nähe, sondern freundliche Worte und Gesten ausdrücken müssen? Hier der Fall:

Am Mittwoch verbreitete sich die Meldung vom neuen Lockdown als Folge des Explodierens der Corona-Infektionen. Am Donnerstag trafen sich Lehrkräfte einer Gesamtschule im Ruhrgebiet in ihrer Workshopgruppe zur Gestaltung der digitalen Inklusion (vgl. Blog vom 10.10.2020) an der Schule.

Eine Kollegin berichtete: „Wir haben die Maskenpflicht beibehalten, als das Ministerium sie vor ein paar Wochen im Unterricht aufgehoben hat. In der Schule sind die Kids auch wirklich brav und halten sich an die Regelungen, auch wenn es ihnen schwer fällt. Aber nach Unterrichtsschluss stehen die Oberstufen-Schüler wie eh und je auf dem Weg hinter dem Schulgelände und pflegen ihre Sozialkontakte ohne Distanz, über die Hälfte ohne Maske und Vorsicht. Sogar Schüler*innen, die mir gerade noch erklärt haben, sie wollten keinesfalls schuld sein, wenn sich ihre Oma ansteckt, stürzen sich mitten ins Getümmel. Was sollen wir da machen?“

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07 Sep

Und in den Schulen…?

Treffen der Norddeutschen Schulentwicklungsberater

Schule – eine Baustelle?!
(Aufgegebene) Landschule eines französichen 99-Seelen-Dorfes.

Viele Menschen sind als Berater*innen in Schulen tätig. Netzwerkarbeit ist dabei Trumpf. Am 1.9. haben sich, organisiert durch unser Institut, einige Netzwerker*innen des Netzwerkes norddeutscher Schulentwicklungsberater*innen digital getroffen und über ihre Sicht auf die Lage an Schulen nach der Wiederaufnahme des Unterrichts in Lerngruppen mit voller Besetzung ausgetauscht.

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20 Jun

Zurück nach Badstraße

Wir brauchen eine Offensive: Stärkung der Fähigkeit zur Selbstorganisation der Lerngruppen.

Wer kennt sie nicht, die Ereigniskarte „Gehe zurück nach der Badstraße“? Das ist die Verlierer-Straße beim Monopoly, die einen weitest möglich vom Einziehen von 4000 Mark beim Gehen über Los wegbringt?

In NRW gehen seit einer Woche wieder alle Grundschulkinder ohne Distanzregel in ihre Lerngruppe. Einschließlich des nachmittäglichen Unterrichts im gebundenen Ganztag der jahrgangsübergreifenden Lerngruppen. Tina unterrichtet nachmittags in einem Doppeljahrgang erste/zweite Klasse. Sie stöhnt: „Jetzt sind zwar alle wieder da, aber alles,

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19 Mai

Telefonberatung – PräsenzDistanzLernModell

Oft hilft ein pfiffiger Fingerzeig

Wir beraten normalerweise in persönlichen Gesprächen Einzelpersonen oder Teilgruppen in Bildungseinrichtungen. Jetzt, in der Corona-Krise, verlagert sich die Beratung auf Telefongespräche und Videokonferenzen.

Gestern haben wir Schul-Orga für Pädagogen (Wie?) in den Blog gestellt. Heute schellt das Telefon. Die Schulleiterin einer Gesamtschule im Rheinland meldet sich (Dialog verkürzt wiedergegeben, I steht für Institut):

I: Schön, dass Sie sich melden. Was können wir für Sie tun?

SL: Ich habe ein Problem. Letzten Donnerstag haben wir unsere Planung für die Arbeit der Schule ab dem 25.5. (da beginnt in NRW die Rückkehr aller Lerngruppen im rollierenden System) verbreitet. Wir haben uns total Mühe gegeben. Die Reaktionen sind auch überwiegend positiv. Aber trotzdem ist die Stimmung miserabel. Es kommt von einigen Seiten heftige Kritik. Ich frage mich, wie ich reagieren soll.

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