11 Mrz

Haltung und Heterogenität

Achtung Praxis! Heute haben wir etwas Besonderes für Sie: Eine Impression aus dem Distanzlernen in der harten Lockdownzeit in einer jahrgangsgemischten (1+2) Grundschulklasse.

Nicht jede*r ein Einstein, aber eben doch auf eigene Weise

Eine Lehrkraft hat uns diesen Beitrag geschickt. Es sind zwei Beispiele für Schüler*innenlösungen beim Freien Schreiben. Die beiden Texte sind in ihrer großen Unterschiedlichkeit ein schönes Beispiel für die Vielfalt in der Gruppe und aus unserer Sicht auch ein ganz besonderes Beispiel für die Haltung dieser Lehrkraft: Die großen Unterschiede annehmen, das gemeinsame Lernen in der jahrgangsgemischten Gruppe als lebendig, spannend, effektiv wahrnehmen und aus dieser Denkweise die Vorteile gemeinsamen Lernens ziehen… Die Lehrkraft betont, dass auch für sie selber als Lehrende die Heterogenität der Gruppe eine Quelle der Inspiration ist.

Und wir wünschen uns, dass in vielen deutschen Schulstuben dieser Geist von Empathie, gemischt mit dem Wissen um die würdevolle Einzigartigkeit von Kindern walten würde!

Bühne frei für zwei Grundschüler-Texte. Freies Schreiben einer Hundegeschichte im Haustierprojekt, Anregung über Bilder, hier zwei Ergebnisse, die die Vielfalt im Schreiben und die Heterogenität der Gruppe wunderbar zeigen…

  1. Der neue Freund
    Autorin: ein Mädchen im 2. Jg

„Matilda! Pass aber bei der Straße auf!“, ruft Matildas Mama Matilda hinterher. „O.k.!“, ruft Matilda. Matilda ist gerade auf dem Schulweg. Sie überquert viele Straßen. Zum Glück haben alle eine Ampel. Sie bleibt stehen.
Jetzt kommt ihr Lieblingsstück vom Weg: ein ganz kleiner Park. Nach dem Park kommt ein Tunnel. Den findet Matilda unheimlich, weil es dort so dunkel ist.

Als sie aus dem Tunnel kommt, springt sie der Hund von den Röwemeiers an. Matilda erschreckt sich. Wie immer geht sie an einer Bank vorbei. Heute sitzt wie fast jeden Tag ein obdachloser Mann darauf. Matilda machte einen großen Bogen um ihn. Dann geht sie weiter. Sie ruft einem älteren Mann „Guten Tag!“ zu und geht in die Schule.

In der Schule lernt sie Mathe. Von der Schule geht sie wieder nach Hause. Sie geht ganz alleine. Die anderen Kinder gehen zusammen, sie aber nicht.
Auf einmal schnappt sie der Hund von den Rempels. Er will mit ihr spielen. „Lass das!“, ruft Matilda, denn sie hat ein bisschen Angst vor Hunden, weil sie einmal einer gebissen hat.

Der Hund geht hinter ihr her, obwohl Matilda immer wieder sagt: „Lass mich in Ruhe!“ Er bringt sie nach Hause und am nächsten Tag holt er sie wieder ab.

Sie gehen gemeinsam durch den Park. Im Tunnel macht der Hund Matilda Mut und der Hund von den Röwemeiers springt sie heute nicht an. Der obdachlose Mann ist ganz still und regt sich nicht vom Fleck. Der Hund bringt sie bis zur Schule.
Matilda ruft: „Holst du mich wieder ab? Bitte!“ Matilda und der Hund waren soeben Freunde geworden.

Allmählich wird es Herbst. Sie bespritzen sich mit Matsch und spielen mit dem Laub. Danach wird es Winter. Sie spielen im Schnee. Matilda formt einen Schneeball und ruft: „Fang ihn!“ Weil Matilda nicht weiß, wie der Hund in echt heißt, nennt sie ihn Bello.

Jeden Morgen sitzt sie am Küchenfenster und wartet. Wenn Bello dann kommt, ruft sie immer: „Bello, da bist du ja!“

Am nächsten Tag kommt Matilda laut singend zu ihm. Bello liegt ganz traurig da. Da fragt Matilda ihn, warum er traurig sei. Auf einmal bemerkt sie, dass Bello durch den Zaun vom Krankenhausgarten guckt. Sie sieht einen Mann. Auf einmal fällt ihr ein, dass das ja der alte Mann ist, dem sie früher einmal „Guten Tag!“ zugerufen hatte. Jetzt begreift sie, dass er das Herrchen von Bello sein muss. So wie es aussieht, wird er nicht mehr lange leben.

Da sagt Matilda: „Komm, Bello, ich muss zur Schule.“ Sie geht aber ganz langsam und bedröppelt.
Plötzlich kommt Matilda eine Idee. Sie ruft: „Komm, Bello, wir fragen mal nach, ob du ihn treffen darfst!“ Sie rennen ins Krankenhaus. Der Mann sagt: „Na klar! Wieso nicht!“
Sie gehen sofort gemeinsam den in den Krankenhausgarten. Sie spielen und spielen.
Dann müssen sie leider wieder los. Matilda ruft: „Auf Wiedersehen! Wir kommen bald wieder!“

Ene mene ei der daus, die Geschichte ist nun aus!

  • Meine Geschichte
    Autor: ein Junge im 1. Jg. mit Förderschwerpunkt GG

Der alte Mann winkt dem Jungen mit dem Hund zu. Alle sehen glücklich aus!

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