Wechsel im Leitungsteam: Schön, dass Du da bist, Yvonne!
Kaum haben wir uns im letzten Blogbeitrag vom vergangenen Schuljahr verabschiedet, beginnt auch schon das neue, jedenfalls in NRW. Mit einem Ereignis, dessen Bedeutung aus Sicht des IfpB kaum zu überschätzen ist: Yvonne hat ihren ersten Einsatz im neuen Amt in ihrer Schule. Für die einen ist die Grundschule, in der Yvonne nun als frischgebackene Konrektorin „in die Bütt“ geht, eine Leuchtturmschule, die bundesweit blinkt. Für andere, wie Ottilie Normalverbraucherin, ist das ein Ort mit vielen kleinen Menschen, die sich dorthin bewegen.
In dieser Schule hat sich im Laufe der letzten 365 Tage das Leitungsteam verjüngt, das grundschulmäßig dürftig nur aus zwei Personen besteht. Ende des Schuljahres 2021/22 wechselte die Leitungsposition, jetzt das Konrektorinnen-Amt.
Schon bei der Suche nach einer neuen Leiterin ist es gelungen, eine schon lange an der Schule tätige jüngere Kollegin dafür zu gewinnen, sich in das Amt der Schulleiterin versetzen zu lassen. Schulaufsicht und der Schulträger spielen mit. Der erste Wechsel an der Spitze schreibt sich als Highlight in die Geschichte dieses Leuchtturmes ein.
Ein Jahr lang stellen die neue Chefin und ihre Stellvertreterin die Schule neu auf, so wie das alle Schulen in der Corona-Krise tun müssen – denn plötzlich ändert sich die Rahmung schulischer Bildung so fundamental, wie man es niemals für möglich gehalten hat. In dieser schwierigen Zeit muss nun auch noch die Frage der Nachfolge der Konrektorin geklärt werden, denn die jetzige ist hochengagiert für ihre Schule, aber auch konsequent in ihrer Lebensplanung. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie bis zum 1.8.22 ihr Dienstzimmer räumen wird. Für die Nachfolge zeichnet sich eine Kandidatin ab, Yvonne, die Heldin dieses Blogbeitrags. Sie hat an der Schule schon ihre Ausbildung absolviert. Danach ist sie gerne geblieben – sehr bemerkenswert – und hat, durch Reden und Handeln ihr hohes Engagement für die pädagogische Innovation der Schule gezeigt. Sie hat seinerzeit das „Lernlandkarten-Konzept selbstgesteuerten Arbeitens von Kindern im Unterricht“ in einem Projekt mit der deutschen Schulakademie vorangetrieben.
An dieser Schule gelingt die Nachfolge-Gewinnung zwar zäh, aber elastisch, also erfreulich gut! Das grenzt in NRW mit seiner vielschichtigen bürokratischen Rahmung des Handelns von Schulleitung an ein mittleres Wunder. So eine Schule hat einerseits einen Träger, der für die Infrastruktur zuständig ist, und eine Aufsicht, die glaubt, dass sie das operative Geschehen steuern muss! Diese Aufsicht, die stets gleichzeitig tätig wird, hat drei Ebenen: Das Schulamt am Sitz der Kommunalverwaltung, das Dezernat 4 am Sitz der Bezirksregierung und das Ministerium für Schule. Die Aufsicht bemüht sich ehrlich, konsistent zu kommunizieren. Doch im Schulleitungszimmer kommen diffuse Botschaften an. Alle Wünsche und Anforderungen muss das kleine Zweier-Team angemessen interpretieren und in Handlung umsetzen. Der Andrang auf diesen Job hält sich begreiflicher Weise in Grenzen! Erst kürzlich (am 23.07.2022) haben wir von einem ganz anderen Verlauf eines Wechsels im Leitungsteam berichtet.
Der Leitungswechsel und sein Gelingen hat erheblichen Einfluss auf die Kontinuität und das Gedeihen des Schulbetriebs. Auch bei dieser Grundschule sind mehr Menschen betroffen, als man zunächst denkt. Das zweiköpfige Leitungsteam lenkt die Geschicke von über 50 Mitarbeitenden, 400 Schüler*innen und wirkt auf das Leben von Hunderten Eltern und Großeltern ein.
An dieser Schule klappt der Übergang. Es findet sich eine Person, die „in die Bütt“ will. Nicht weil sie gelegentlich zu Karneval in ihre rheinische Heimat flüchtet und mit besagter Bütt vertraut ist, sondern weil sie ausgewiesene Expertin für die spezifische Pädagogik der Schule ist. Sie wird von allen zuständigen Gremien so kurzfristig doch noch berufen und bestätigt, dass sie in den Sommerferien mit Schlüsselübergabe in das Konrektorinnen-Dienstzimmer einziehen kann.
Jetzt kommt das Drama: Am Dienstag vor Schulbeginn, die Kolleg*innen sind schon wieder an Bord, zeigt der Corona-Schnelltest der Chefin zwei rote Balken! Am Mittwoch kommen alle Schüler*innen aus den Ferien zurück und am Donnerstag dann die Neuen! Die Kinder, die auch heutzutage noch ihre Wünsche nach guter Bildung in Form einer Tüte in die Schule tragen und absolut erwartungsvoll gucken, zusammen mit den zugehörigen Eltern- und Großeltern. Und die Chefin muss ins Homeoffice!
Was passiert? Yvonne geht ganz selbstverständlich „in die Bütt“. Sie legt ihre Konrektoren-Schultüte aus der Hand, greift zum Mikro und begrüßt mit den passenden Worten die Scharen von Menschen, die aus den Ferien wieder ins Schulhaus strömen. Sie spricht, ganz Schulleitungsmitglied, mit den passenden Worten, heißt alle willkommen, weist elastisch jeden an die Stelle weiter, an der er nun an dieser Schule wieder seinen Platz hat! Sie wirkt jung, etwas aufgeregt – das darf sie, denn es ist ja ihr erster Tag in der neuen Funktion – und sie gibt allen die Orientierung, die ein erfahrenes Schulleitungsmitglied nun mal am ersten Schultag zu geben hat! Wunderbar, der Leuchtturm beginnt wieder zu blinken. Danke, Yvonne!
Unser Berater guckt, durchaus ergriffen, aus der Distanz zu und fragt sich: Wie können solche Glücksmomente passieren? Was ist da los, dass diese junge Frau das so lässig macht? Darauf die Antwort geben, das ist SEB-Kompetenz! Der Grund ist: Die Schule ist eigeninitiativ in ihrer pädagogischen Arbeit! Das, was die Lehrkräfte in mühsamen Sitzungen erarbeiten, erlernen, ausprobieren, evaluieren und in Lehrerkompetenzen umwandeln, das genau lebt die Schulleitung – die alte wie die neue – im Umgang mit ihrem Kollegium. Deswegen kann Yvonne von heute auf morgen die Rollen tauschen, denn die Philosophie des gemeinsamen „Wir leben unsere Schule und lernen dabei“ bleibt gleich! Das spüren auch Schulträger und Schulaufsicht. Deswegen erlauben sie sich nicht, die Leitungsfrage bei diesem Leuchtturm im bürokratischen Bermudadreieck versanden zu lassen.
Dass die Stelle der Konrektorin besetzt ist und Yvonne mit ihrem Auftrag und ihrer tatkräftigen Personalität „in die Bütt geht“, wie die Rheinländerin sagt, das haben alle gemeinsam geschafft, durch kooperatives Arbeiten, bei dem man sich sowohl kritische als auch stärkende Botschaften wechselseitig gibt, sie sich nicht erspart. So entsteht Respekt voreinander und damit pädagogische Qualität.
Sie wollen wissen, wie das kommt? Wir können Ihnen das erklären. Sprechen Sie ruhig mit uns, denn es gibt Gelingelemente im Hintergrund, die sich aktivieren lassen, wenn man weiß, wie es geht. Bestimmt aber kann Yvonne es besser in Worte fassen, was das ist, das ihr Power und Flügel verleiht.