Verschiebeposten Kultusministerium?
In Niedersachsen wurde gewählt. Ergebnis: Rot -Grün, wie gehabt. Die SPD hat verloren, die Grünen gewonnen, die FDP ist raus. In den Koalitionsverhandlungen das bekannte Schachern um Posten und Proporze: Mann – Frau, Nord -Süd, Stadt – Land…
Was hat uns nun interessiert? Klar: Wer wird Kultusminister*in?
Beim Lesen der einschlägigen Blätter erfahren wir viel über Julia Willie Hamburg. Augenrollen über die Tatsache, dass eine Frau, die nicht Auto, sondern Fahrrad fährt, die keinen Abschluss hat (* s.u.) in den Aufsichtsrat bei VW platziert wird. Langes Lamento darüber, dass sie dort nicht funktional ist, dass andere (Männer) das viel besser könnten, dass das der falsche Ort für eine Grüne ist…
Nebenbei erfährt der Leser, dass Frau Hamburg lieber das Wirtschaftsressort gehabt hätte – und da -pardauz! – steht fast schon im Kleingedruckten, sie habe schließlich das Kultusministerium verpasst bekommen und da müsse schon ein bisschen Trostpflaster als Aufsichtsrätin her.
Schnappatmung bei uns! „Unsere wichtigste Ressource ist die Bildung“, hören wir doch immer. Das liest sich hier aber so, als ob Frau Hamburg trostbedürftig wird, wenn sie diesen unwichtigen Posten nehmen muss. Und der Berichterstatter hält diese Einschätzung des Kultusministerpostens für derart Common Sense, dass er nicht einmal erwähnt, warum Frau Hamburg nun trostbedürftig war oder ist. Das Kultusministerium…na, ich bitte Sie, so einen belämmerten Posten nimmt man doch nicht gerne, wenn man gerade politisch so erfolgreich war!
Manchmal kommen Einschätzungen so blöd von hinten durchs Knopfloch! Einschätzungen von Journalisten, die politisch Handelnde interpretieren. Leider braucht es nicht viel Scharfsinn, um auf solche Gedanken zu kommen. Mag es wohl am Verhalten von Politkern liegen? Herr Tonne – vormaliger Kultusminister des Landes Niedersachsen – ist jetzt Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Er machte dieser Tage einen ziemlich entspannten Eindruck. Oder meinen wir das jetzt nur? Immerhin hatte er die offenbar wichtige Qualifikation für das Amt des Kultusministers: Jurist (mit Examen)! Was gibt’s denn da sonst noch für Kriterien? Vielleicht Anzahl der Kinder? Da gewinnt er auch. Zur Schule gegangen?
Wie wär’s mal mit einer Besetzung nach Expertise und nicht nach Proporz in diesem nach Ihren Aussagen „so wichtigen Bereich“, liebe Politiker?
Oder so:
Julia Willie Hamburg, Schlagen Sie doch einfach der ganzen Unkengesellschaft ein Schnippchen und werden Sie eine gute Kultusministerin! Eine, die den Pädagogen zuhört (wir wären schonmal dabei!), die Kindern und Jugendlichen Bildungschancen erboxt – die sachorientiert ein paar Scheuklappen unseres Bildungssystems ignoriert… Kein einfacher Job, aber es gäbe Dankbarkeit – neben dem üblichen Gemecker!
(*Was müssen wir uns denn darunter vorstellen? Vielleicht könnte dort erwähnt werden, dass sie wegen einer schweren Herzerkrankung nach der Geburt ihres Kindes kein Examen gemacht hat?)