Schule zu! Und nu?
Butter bei die Fische! sagen wir.
Viele haben es nicht geglaubt, aber es passiert nun doch: Landauf, landab sind die Schulen zu, die Schüler*innen zu Hause und die Lehrkräfte im Homeoffice. Unter dem Aspekt der Betreuung der Kinder berufstätiger Eltern ist das hochproblematisch –für die Eltern, für die Kinder, für unser Wirtschaftssystem und damit für unsere Zukunft. Das stellt auch unser Institut für pädagogische Beratung nicht in Frage.
Müssen nun (wieder) besonders die Kinder aus sozial schwachen Familien leiden – wie vielfach behauptet wird? Wir sagen: Nein! Das muss jetzt nicht noch mal passieren im zweiten Versuch! Jetzt sind die Schulen gefordert! In Westfalen sagt man Butter bei die Fische! Das heißt hier: Digitale Inklusion praktizieren! Das müssen nun mal die Schulen leisten, und nicht die Eltern: Dafür sorgen, dass sich alle Kids mit ihrem gerade verfügbaren Equipment in die digitale Kommunikation ihrer Lerngruppen einloggen! Zeit, das zu lernen, hatten die Schulen ja genug …
Die digitalen Werkzeuge der Lernwelt werden auch nach der Krise ihren Wert behalten, wenn Schulen sie nicht als Mittel der Kontrolle, sondern als Chance der Kooperation beim Lernen kultivieren. Das geht auch auf Distanz, so entstehen jetzt viele neue Möglichkeiten. Aber: Wir als Institut merken, diese Sicht auf das Lernen auf Distanz ist noch nicht in allen Schulen angekommen.
Hier ein Beispiel, wie man auch auf die Misere reagieren kann. Vielleicht auch ein Modell für Sie? Oder Sie?
Butter bei die Fische! heißt für eine Sekundarschule in NRW: Wir ersetzen den eigentlich für Mitte Januar geplanten Fortbildungstag durch eine digitale Tagung zum Thema „Vom lehrerzentrierten Unterricht zum selbst gesteuerten Lernen des Schülers unter besonderer Berücksichtigung des Distanzlernens“ .Das Ziel (ob nun live oder digital) ist „Stärkung der praktischen Kompetenzen der Lehrkräfte der Schule zur Erschließung digitaler Werkzeuge der Kommunikation für das Lernen im Lerngruppenverband (Peergroup-Learning, Schüler-Lehrer-Kommunikation)“.
So schnell kann das gehen: Vorgestern Lockdown der Schulen nach Bund-Länder-Beratung verkündet, gestern den Plan zwischen Didaktischem Leiter und externer Moderationsperson ausgeheckt, heute die Einladung verschriftlich, morgen geht die Planung an die Kolleg*innen, nächste Woche geht‘s los: Start mit einer Zoomkonferenz aller am Mittwoch von 9 bis 10.30 Uhr, die Schulleitung gliedert das Kollegium in drei gleichstarke Arbeitsgruppen – während dieser Zeit stehen die Lehrkräfte nicht zur Betreuung ihrer Lerngruppen zur Verfügung, sondern regeln ihren Fernunterricht vorher und nachher. Die Arbeitsgruppen treffen sich digital dreimal in den Tagen bis Ende Januar. Die Arbeitsgruppen verwenden die von der Schule eingeführte Lernplattform (also die, die auch die Schüler*innen zur Verfügung haben).
Und der Vorteil, das jetzt zu machen?
Die Workshops arbeiten praxisbezogen; jeder kann sein neues Wissen gleich im Anschluss im Digital-Unterricht erproben. Beim nächsten Treffen wird evaluiert. Das ist Echtzeitlernen mit Übungs- und Verfestigungsphase für Lehrkräfte – es lebe die Digitalisierung der Schulentwicklung!
Butter bei die Fische, sagt der Westfale. Und antwortet: Geht doch – muss ja! Und das IfpB kommentiert: Stimmt!