21 Dez

Weil es sonst keiner tut, machen wir das mal: Danke an alle Schulleitungen für ihre zusätzlichen Leistungen in der Pandemie!

Weihnachtskarte einer Grundschule

Dieses Jahr ist nicht nur – in Anlehnung an Loriot – weniger Lametta. Es kommen auch weniger Weihnachtsgrüße von Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten. Doch die Grüße, die kommen, sind deutlich spezifischer als in früheren Jahren, in denen sich Standard-Grußkarten auf den Schreibtischen sammelten. Eine Ruhrgebiets-Gesamtschule, sich mit und in ihrem Stadtviertel aktiv als Ressource des Lernens vernetzend, freut sich über ihre neue Mensa: Selbst betrieben bietet sie gesundes und leckeres Essen nicht nur der eigenen Schülerschaft, sondern auch den Menschen in ihrem Umfeld an, mit guter Resonanz, so vermeldet der fröhliche Weihnachtsgruß – was für ein wunderbares Projekt! Eine andere Schule, eine Grundschule, fasst ihr pädagogisches Selbstverständnis wie ein Gedicht zum Weihnachtsfest zusammen – einfach und schön (siehe Bild). Wenige, aber aussagekräftige Weihnachtsgrüße dieses Jahr. Wie kommt das?

Schulleitungen haben wahrscheinlich immer im Dezember das Gefühl, am Limit zu arbeiten.

Die Dunkelheit, weihnachtlich vorgespannte Kinder, witterungsbedingte Krankheitswellen im Kollegium, das sich abzeichnende Ende des ersten Schulhalbjahres – alles Faktoren, die gezieltes und bestimmendes Schulleitungs-Handeln erfordern. In diesem Jahr kommt die deprimierende Entwicklung der Pandemie dazu. Letztes Jahr keimte noch die Hoffnung, nach dem Winter sei der Spuk vorbei. Jetzt kündigen, mitten in der akuten Welle, die Experten eine weitere, wohl noch heftigere an. Akteure der Schulen klagen über Müdigkeit und Kraftlosigkeit – wer versteht das nicht?

Die Pandemie zwingt zu Sonderleistungen. Sie satteln auf das normale, auch schon aufreibende Schule-Machen-Geschäft auf. Eine Grundschullehrerin sagte kürzlich: „Um 8.15 Uhr bin ich schon fix und fertig! Pool-Test-Meldung, Check-In, Quarantäne-Management, Listen führen, Masken-auf-und-ab, Abstand halten. Bevor wir nur einen Blick auf das geplante Lernen des Tages werfen konnten! Ich muss eine Vielzahl von Dingen im Kopf haben, umsetzen, anleiten und kontrollieren. Das verschleißt meine Kräfte.“

Wie wahr! Und erst die Schulleitungen! Die müssen nicht nur alle diese Herausforderungen stemmen. Sie müssen verantwortlich die jeweils aktuellen Corona-Schutz-Verordnungen an ihren Schulen bekannt machen, in Handlungsregeln fassen und gegen viele Widerstände durchfechten. Wohl niemand, der sich für den „Traumjob Schulleiter*in“ beworben hat, hat damit gerechnet, mit solchen Aufgaben behelligt zu werden.

Uns ist es ein besonderes Anliegen, die derzeitigen Leistungen dieses Personenkreises besonders zu würdigen. Liebe Schulleitungen, das, was ihr im Moment an pandemiebedingtem vorsorglichen Gesundheits-Management leistet, ist unbeschreiblich stark. Der Applaus, den die Mitwirkenden in den Gesundheitsberufen zu Recht verdienen, gebührt Euch auch! Der Staat zahlt, wie bei seinen Beamten üblich, keine Prämie, denn sie werden ja nicht entlohnt, sondern alimentiert: Verdient hättet Ihr die Prämie auch!

Bei der pädagogischen Beratung wächst enger Kontakt zu vielen Schulleitungen. Uns bleibt nicht verborgen, was in der Corona-Krise die besonderen, für Schule eher unüblichen Herausforderungen sind. Verantwortung für die Gesundheit der Beteiligten, für sichere Klassenräume, für Unfallfreiheit auf dem Schulhof, für Prävention von zu Verletzungen führenden Streitereien und für gesunde Ernährung in Mensa und Schulkiosk tragt ihr ja sonst auch.

Belastend ist derzeit das häufige Fehlen widerspruchsarmer Vorgaben, an denen Ihr Euch orientieren könnt. Wenn Mails aus den Schulministerien freitags mittags kommen und ab nächstem Montag umgesetzt werden sollen, so liegt das ja nicht daran, dass „höheren Ortes“ schlampig gearbeitet wird, sondern übergeordnete Steuerungseinheiten sind ja genauso orientierungslos wie die Personen, die das Handeln vor Ort bestimmen. Drei Anrufe beim Gesundheitsamt mit drei verschiedenen Sachbearbeitern führen zu zweieinhalb verschiedenen amtlichen Vorgaben. Hier heißt verantwortliches Handeln von Schulleitungen, selbst und ad hoc nach bestem Wissen und Gewissen die sinnigste Lösung der vielfältigen Probleme zu finden!

Eigenverantwortlich Arbeiten – die Kompetenz, die eigentlich die Schüler*innen in der Schule erwerben sollten – wird von den Schulleitungen im Moment knallhart erwartet. Nicht nur selbst entscheiden, sondern die selbst getroffene Entscheidung gegenüber Kollegien, Elternschaft, Schüler*innen und – vor allem – den übergeordneten Behörden vertreten, das ist im Moment leitende Herausforderung für Schulleitungen.

Denn die zu regelnden Fragen sind bisweilen wirklich skurril! Was ist, wenn ein Kind die Teilnahme am Pooltest verpasst, weil es verspätet in die Schule kommt – und die Lehrperson versäumt zu veranlassen, dass auch dieses Kind noch das Stäbchen durch die Nase zieht, obwohl das zeitlich gerade noch möglich gewesen wäre? Abends stellt sich dann heraus, dass der Pool positiv ist, also mindestens ein Kind der Klasse (wahrscheinlich) infiziert ist? Darf das ungetestete Kind am nächsten Tag kommen, auch wenn die anderen Kinder der Klasse erst einen PCR-Test abgeben müssen, bevor sie wieder in Präsenz da sein dürfen? Gilt hier Logik oder Formalität? Gilt noch die Regel von vor den Weihnachtsferien oder schon die veränderte Setzung, die das Ministerium für die Tage im neuen Jahr schon im Dezember mitgeteilt hat? Wie soll die arme Schulleiterin das so schnell herausfinden? Aufgeregte Eltern telefonieren miteinander, jeder schlägt der Klassenlehrkraft eine andere Lösung des Problems vor. Die fühlt sich schuldig, weil sie im entscheidenden Moment den Test nicht veranlasst hat – obwohl eigentlich die Eltern verantwortlich sind, wenn ihr Kind zu spät kommt?

Tag für Tag solche Probleme! Das ist doch zum Mäusemelken. Ein großes Lob also für die Schulleitungen, die mit dickem Fell wacker Entscheidungen treffen – im Bewusstsein, dass hinterher bestimmt jemand schimpft und mit Dienstaufsichtsbeschwerde droht…

Deswegen freuen wir uns besonders über die wenigen, aber dafür umso engagiertere Wünsche zum Jahresende! Offensichtlich gibt es Schulleitungen, die sich gerade in diesen wirren Tagen unbeirrt auf den Kern ihrer pädagogischen Arbeit in ihrem Systems besinnen! Die sich freuen, zusammen mit ihren Schulen Weichen in eine vielfaltsgerechte Lernzukunft zu stellen. Die mit Zuversicht in die Weihnachtspause und in das auf uns alle wartende neue Jahr starten! Glückwunsch dazu!

Und: Frohe Weinachten und ein hoffentlich besseres neues Jahr!

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