28 Mai

Inklusiv – digital

Die Schule inklusiv bewegen – in den Wochen der Corona-Krise

Digitale Unterstützung der sonderpädagogischen Förderung

Vorüberlegungen:

Die ersten Erfahrungen in der Corona-Zeit zeigen, welche Chancen in der Nutzung digitaler Medien bei der individuellen Förderung liegen, insbesondere auch von Kindern mit spezifischem Förderbedarf.

Das Ziel ist vor allem, dass auch diese Gruppe von Lernenden digitale Mittel für sich aktiv erschließt und einsetzt. Daher ist es wichtig, diese Kinder an der Stelle abzuholen, an der sie gerade stehen. Daher ergibt sich, aus Sicht des inklusiven Arbeitens, die Notwendigkeit, an alle Kinder die Frage heranzutragen, welche digitalen Mittel sie nutzen und mit welchen Mittels sie sich stark fühlen. Vielleicht ist es sogar vorteilhaft, gewisse Förderangebote auf Distanz zu organisieren – wir werden es in Kürze wissen (manchmal ist die Lerngruppe auch eine Lernbarriere, aber sicherlich nicht immer)! Eine wichtige Erfahrung ist auch, dass niedrigschwellige Kommunikationsformen, wie Chat (in Kombination mit bildgebenden Verfahren) ggf. sogar mehr Beteiligung bei Kids wecken als Videokonferenzen.

BOYD (Bring your own device) ist also vielleicht doch eine gute Idee – denn das sind die Geräte, mit denen die Kids selbst schon vertraut sind, z. B. Smartphones. Mit geläufigen Geräten anfangen und zu den komplexeren digitalen Tools voranschreiten – und die Lernenden aktiv an diesem Fortschreiten beteiligen.

Solche digitalen Werkzeuge können effektiv in der Lernzeit eingesetzt werden. Die Rückmeldekultur könnte im Kleinteiligen (Abgleich, Kurz-Feedback) über die Geräte laufen. Das hat Vorteile gegenüber der direkten Gesprächs- oder Papierform, da daraus folgend eher Zeit für komplexe Rückmeldungen entsteht.

Im Förderbereich bieten sich hier spannende Möglichkeiten des Lernens (auch tiefen-different). Bedingung ist, dass die Kinder mit den Geräten vertraut sind. Wenn das erreicht ist, können verschiedene Lernmaterialien mit unterschiedlicher Eindringtiefe für – grundsätzlich – gleiche Kompetenzziele angeboten werden. 

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es wichtig, dass sich die Schule Informationen über die aktuellen Skills und die greifbare Hardware-Ausstattung von Lernenden und Lehrenden verschafft – damit ist der Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung (schulspezifisch) definiert.

Grundausstattung: Die Schulen brauchen WLAN. Dann kann auf die auf dem Schulserver hinterlegten Lerndateien zugegriffen werden. Daran wird entweder digital gearbeitet oder einzelne Arbeitsblätter können von Schüler*innen selbst bei Bedarf im Klassenraum ausgedruckt werden. Dabei kann anhand der hinterlegten Materialien jedes Kind über verschiedene Lernniveaus und kognitive Lernstile differenziert zu den gemeinsamen Zielen der Lerngruppe hingeführt werden. Außerdem sollten die Klassenräume jeweils einen großen Bildschirm (mit Sicherheitsglasscheibe davor) enthalten, auf dem man von jedem Tablet mit einem Mikronetz digitale Darstellungen bzw. Fotos von Papierbearbeitungen am jeweiligen Arbeitsplatz zentral zeigen kann. (Computerraum ist dann überflüssig). Ein paar per bluetooth mit den Laptops oder Tablets verknüpfbaren Tastaturen im Klassenraum sollte für diejenigen verfügbar sein, die die Absicht haben, von dem Schreibwerkzeug Gebrauch zu machen (Übungsmaterial: 1 Klassensatz Tastaturen, wenn eine Lehrkraft mit der ganzen Klasse Tastatur-Arbeit üben will).

Zur Nutzung:

Das gilt z.B. für die Tastatur des PC – die Tastatur ist also ein high-level-Kulturelement, das der User erst dann benutzt, wenn er es für sich selbst sinnvoll findet. Der aufgezwungene Zugang ist hier also nicht inklusiv.

Es geht nicht darum, die komplexeren medialen Zugänge den Kids vorzuenthalten, sondern Lernangebote zu den digitalen Kulturtechniken sollten in der Schule so verfügbar gemacht werden, dass Kinder, die lernwillig sind, damit ohne viel Anleitung selbstständig arbeiten können. Am besten wäre, wenn solche Programme auch kooperativ ausgelegt wären, so dass die Schüler*innen auch zusammen trainieren können.

Wir brauchen also vorbereitende Lernprogramme, die die Nutzung der Tools, z.B. der Tastatur, einüben. Wenn ein Kind sagt: „Ich will jetzt lernen, schneller mit der Tastatur zu schreiben als mit der Hand!“ Wenn das der Fall ist, bespricht die Lehrperson mit dem Kind, dass der Sinn (und der Indikator für Gelingen) das Blind-Schreiben mit der Tastatur ist. Und dann kann das Kind selbstständig mit dem Lernprogramm trainieren.

Qualifizierungsprozesse für Lernende und Lehrende:

Der erste Schritt ist learning by doing. Manchmal durch Corona erzwungen, manchmal auch aus anderen Quellen gespeist, sammelt die Schule jetzt gerade wichtigste Erfahrungen! Dazu ist es von notweniger Bedeutung, ein gutes digitales Kontaktsystem aufzubauen, das zu den Schüler*innen und den Eltern nach Hause reicht. Sowohl hinsichtlich des digitalen Erstellens von Aufgaben als auch der Feedbackkultur per Mail sammelt die Schule im Moment praktische Erfahrungen. Das ist eine Inklusions-Herausforderung, sowohl für Schüler*innen als auch für viele Lehrkräfte. Die jetzige Periode der Corona-Krise ist eine gemeinsame Praxisphase.

Interessiere Kolleg*innen wollen das Thema Einsatz digitaler Mittel bei der individuellen Förderung, insbesondere bei Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den nächsten Monaten unter Beratung durch externe Experten weiter vorantreiben. Das bedeutet nicht nur die Live-Beratung im Klassenraum, sondern auch die Distanz-Beratung durch Chat usw. – hier wollen wir Erfahrungen sammeln. Es braucht spezifische Tools (die müssen erschlossen werden), es sollen aber auch Erfahrungsprozesse mit den vorhandenen Kommunikationswerkzeugen gesammelt und ausgewertet werden.

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