Herzlichen Glückwunsch, Schulpreisschulen!
https://www.deutscher-schulpreis.de/aktuelles-wettbewerbsjahr
Schulentwicklung geschieht von innen, braucht aber auch Anregungen!
Mit gespannten Gesichtern saßen am Montag die Abordnungen der Schulen an ihren digitalen Endgeräten, die es in die Endrunde des deutschen Schulpreises geschafft hatten. Auf Distanz, wie es die Pandemie verlangt, doch gefühlt als Team. Eine großartige gemeinsame Leistung!
Im-Corona-Jahr lobt die Akademie des deutschen Schulpreises keinen ersten Preis aus. Das halten wir für eine gute Entwicklung. Eine Schule zur besten Schule Deutschlands zu küren, ist exklusives Denken – so wie jeder Wettbewerb, der ohne Goldmedaille nicht auskommt, exklusiv ist. Einem zeitgemäßen Bildungsbegriff entspricht es nicht, erster sein zu wollen und sich dadurch von allen anderen Mitbewerbenden zu unterscheiden. Einem zeitgemäßen Bildungsbegriff entspricht es, kompetent zu werden und dafür im sozialen Umfeld Bestärkung zu erfahren.
In diesem Jahr lobt die Akademie acht gleichrangige Preise in unterschiedlichen Qualitätsbereichen von Schule aus. Die Preisträgerschulen erbringen in ihrem Bereich besonders beeindruckende Leistungen. Ein Leistungsvergleich der Schulen untereinander erfolgt nicht. Acht Leuchttürme, jeweils in ihrem Bereich. Ein schönes Wettbewerbs-Ergebnis!
Wir freuen uns dabei besonders über den Erfolg einer Schule – ohne zu verraten, um welche es sich dabei handelt. An diesem Erfolg sind wir auch ein bisschen beteiligt. Ein Mitglied unseres Beratungsteams hat die Schule in den Startjahren schulentwicklerisch begleitet.
Die konzeptionellen Wurzeln des Qualitätsbereichs, in dem die Schule nun punktet, sind damals gelegt worden. Dann hat sie sich im Sinne ihrer gesetzten Ziele konsequent entwickelt. Das gelingt in einem auf Dauer ausgelegten autonomen Prozess der Selbstentwicklung. Die Schule hat die ganze Zeit daran gearbeitet, die Konzeptideen in eine konsequente Praxis auszuformen. Gute Ideen vor Augen zu haben ist eine notwendige Voraussetzung für Erfolg. Aber: Die Überführung der Ideen in eine gelebte Utopie ist die eigentliche Herausforderung.
Daran ist die gesamte Schulgemeinde beteiligt. Aus Sicht als IfpB spielt das Team der Schulleitung eine wichtige Rolle. Es sorgt für gute Prozessbedingungen und hält den Gang der Arbeit wohlwollend und fördernd im Auge. Es sorgt dafür, dass Erfahrungen in Feedbackprozessen gesichert werden. Doch der eigentliche Akteur ist die Schulgemeinde als Ganzes, Schüler*innen, Lehrpersonen, Pädagog*innen, Eltern, Lernbegleiter*innen, technisch Mitarbeitende und alle sonstigen Personen, eben alle, die sich dem System der Schule zugehörig fühlen.
Oft wird gefragt: Welche Rolle hat dabei eigentlich die Begleitung von außen? Diese Frage ist gefährlich – es kommt ganz darauf an, wer die Frage stellt!
Wenn wir als Institut die Frage stellen, so ist sie legitim. Denn sie ist die Grundlage für uns, eine kompetente Position zu entwickeln, was wir als Beratungseinrichtung tun oder lassen sollen. Unsere Leistung ist dann gut, wenn sich eine Schule, die wir begleiten, gut entwickelt. Die kritische Frage nach der Rolle unserer Arbeit gehört zu unserem Evaluationsinstrumentarium und also zum Qualitätsmanagement.
Bedenklich ist, wenn die Frage aus Kreisen kommt, die von außen in die Schule hineinregieren wollen. Wenn sie geprägt ist von der naiven Erwartung an Patentrezepte, mit Hilfe derer Schulentwicklung von außen initiiert werden soll. Wenn in ihr die Frage mitschwingt, ob es vielleicht Strategien gibt Schulen quasi gegen ihren Willen, ohne innere Beteiligung in Bewegung zu versetzen.
Die hier betrachtete Preisträgerschule zeigt: Darüber, wem ein System den Zugang in ihr Inneres gewährt, und wem nicht, entscheidet es selbst! Daher ist es wichtig, dass es in dem Umfeld, das sie erreicht, gute und vielfältige Unterstützungsangebote gibt. Die Schule braucht zu ihrer gelingenden inneren Entwicklung ein anregendes, reiches Entwicklungsumfeld. Das ist für eine gelingende Schulentwicklung nicht anders als für gelingendes Lernen aller Schüler*innen einer heterogenen Lerngruppe: Wenn die Schule in ihrem Umfeld nicht findet, was sie braucht, um in der autonom-individuellen Lernentwicklung weiterzukommen, so verkümmert der Prozess der Selbstentwicklung.
Doch die eigentliche Triebkraft zur Erschließung der Lernressourcen ist der unbändige Wille im System, sich den Herausforderungen des Lernens zu stellen. Selbst aktiv werden, um kompetent zu werden! Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Dieser Wille erwacht, wenn die Ziele verheißungsvoll sind! Das ist beim individuellen Lernen nicht anders als beim Lernen von Systemen. Im Umfeld der Schule, die sich entwickeln soll, braucht es die konkrete Utopie, damit aus dem Sollen ein Wollen werden kann.
Die Wurzeln für das wir wollen reift in der Startphase des Lernprozesses heran. Insofern haben wir in der Begleitung der Schule während ihrer Startphase des Entwicklungsprozesses etwas richtig gemacht: Es ist uns gelungen mit dem Zauber des Anfangs bestärkend umzugehen!
In diesem Fall ist aus den lebendigen Prozessen der Anfangszeit ein Leuchtturm gewachsen. Wenn das so gut geht, ist das wirklich ein Anlass, sich ehrlich zu freuen! Herzlichen Glückwunsch an die Preisträgerschulen!