10 Sep

Neues Lernen…

Wieso das Ringen um eine gelingende Zukunft von uns neues Bildungshandeln verlangt

Sehen Sie dazu: www.changeschool.part-o.de

Die Friday-for-Future-Bewegung verlangt von der etablierten Politik, rasch zu handeln, um die Klimakrise zu stoppen: Die Entscheidungsträger sollen frühere, heute als klimaschädlich erscheinende Entscheidungen als falsch erkennen, revidieren und durch veränderte Handlungsmuster ersetzen.
Aus Sicht der Pädagogik ist zu fragen: Wie soll das gehen?

Die früheren Entscheidungen sind Ausdruck des Denkens und der Haltung der Menschen, die an diesen Entscheidungen beteiligt waren. Diejenigen, die vor 10, 20, 30 oder 40 Jahren an den Entscheidungen mitgewirkt haben, sind zum großen Teil heute auch noch dabei. Für jemanden, der jung ist, mag vor 10 Jahren lange her und nicht mehr relevant erscheinen – Altlasten, die man problemlos über Bord werfen kann. Doch wenn man älter wird, wandelt sich das Bild. So berechtigt die Forderungen der FFFs sind, so provokant sind sie, denn wir leben in einer Welt, die partizipativ gestaltet wird. Eine Herausforderung für das Projekt Change School Summit.
Traditionell lernen die Jungen von den Alten. Solange Es soll so weitergehen wie bisher das Ziel des Lernens war, ist das schlüssig. Doch wenn die Chance zum Überleben der Zivilisation in raschem Wandel besteht, braucht die Pädagogik ein anderes Leitbild: Die Menschen mit hohem Veränderungspotential geben den Menschen mit geringerem Veränderungspotential Orientierung beim Lernen. Das Veränderungspotential ist dabei keine Alters- oder Rollenfrage!
Das Drama der traditionellen Schule ist: Sie ist im Hinblick auf ein derartiges Verständnis von Schule als Kompetenz-Schmiede für klimaneutrales Welt-Gestalten kümmerlich unterkomplex. Lehrer*innen haben dort die Aufgabe, aus der Vergangenheit zu interpolieren, was wohl in Zukunft wichtig ist. Sie sollen Lernprozesse für Schülerinnen und Schüler gestalten, damit diese für eine Zukunft auf die Spur gesetzt werden, die sie – angeblich – noch gar nicht kennen können (weil sie ja noch wenig Welterfahrung haben). Sie fragen die jungen Menschen nicht, was zu lernen ihnen für deren (hoffentlich) noch viele Jahrzehnte dauerndes Leben wichtig ist. Dass alte und junge Menschen in einer Lerngruppe auf einem gemeinsamen Weg aus der Erfahrungswelt der Vergangenheit in eine gemeinsame Zukunft unterwegs sind, spielt bei der Gestaltung des schulischen Lernens kaum eine Rolle. Kein Wunder, dass die traditionelle Schule oftmals so langweilig ist, wenig bildungswirksame Effekte erzielt und so selten zu erlebtem fruchtbaren Lernen führt!
Das Projekt Change School Summit (http://www.changeschool.part-o.de) erprobt neue Wege. Wenn Menschen verschiedenen Alters zusammen lernen, so unterscheiden sich deren Lern-Situationen: Ältere Lernpersonen verfügen über mehr Vergangenheit und weniger Zukunft als jüngere Lernende. Im gemeinsamen Lernprozess repräsentieren daher junge Menschen überwiegend das potentielle Können in der Zukunft und alte Menschen das potentielle Können der Vergangenheit – idealtypisch gesehen, individuell betrachtet ist natürlich jedes Subjekt verschieden.
In der Gegenwart der Schule treffen sich die Welten, die die Menschen repräsentieren. Vielleicht ist eine Lehrperson dabei, die ihren Fokus verstärkt und professionell auf das Gelingen der inneren Lernprozesse der Lerngruppe richtet. Doch beim Lernprozess sind alle beteiligten Personen in ihren jeweiligen Funktionen und gruppenspezifischen Rollen. Wenn es gut läuft, befruchten sie sich gegenseitig – je mehr, desto lebendiger und lernwirksamer. Vielfalt der Personen – Heterogenität – ist unverzichtbar, damit Vielfalt der sich entwickelnden Kompetenzen entsteht. Sie wird in einer solchen Schule zur Triebkraft gelingenden Lernens und hoher Lernwirksamkeit. Die Verknüpfung der Verschiedenheit der Beteiligten im gemeinsamen zielorientierten Lernprozess wird zum Treibmittel des Kompetenzgewinns für alle.
Das ist ein neues Modell von Bildung! Die Leitfrage im Hinblick auf die Bewältigung der Klimakrise ist: Wie verknüpfen wir die vielfältigen vergangenen Erfahrungen der Menschen in gegenwärtigem Handeln so, dass die bestmögliche Zukunft für alle dabei herauskommt? Die zugrundeliegende Kompetenz der Schule als System ist: Wir können Lernprozesse stiften, die achtsam auf den Erfahrungen der Lernpersonen aufbauen, befriedigend verlaufen und erwarten lassen, dass die Probleme der Zukunft angemessen gelöst werden können.
Die klassische bildungsspezifische Rollen-Zuordnung in Lehrende und Lernende kommt dabei ins Rutschen. Es kommt vielmehr auf rasches Gelingen an: Die partizipativ von der Gesellschaft zu bestimmenden Strukturbedingungen des Handelns und die individuellen Muster des Handelns gleichzeitig auf eine klimagerechte Zukunft auszurichten!

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