Pädagogische Todsünde
Den Schulberater Michael des IfpB erreicht heute folgende Mail einer Gemeinschaftsschule in Berlin: „Wir haben heute „dein“ Modell in der SL-Sitzung beschlossen :-)“
Michael freut sich und antwortet: „ …. mein Modell ist zu viel der Ehre. Ich trommele dafür, aber Grundlage sind die pädagogischen Überlegungen aus dem IfpB (die dieser Blog zeigt).
Hauptanliegen ist es, die drei von der LEOPOLDINA benannten größten Herausforderungen des Lernens auf Distanz (Homeschooling) zu verbinden:
–> Die Notwendigkeit, dass die Familien sich einen gemeinsamen Tages- und Wochenplan machen
–> Die Bedeutung des Erhalts und der Stärkung der Lerngruppe als Grundlage des schulischen Lernens auch in der Distanz-Situation
–> Die Notwendigkeit, dass der wechselweise Feedback-Prozess zwischen Lerngruppe und Lehrkraft nicht abreißt (wohlgemerkt: Lerngruppe und nicht Einzel-Lerner!!!!!).
Zentrales Element ist, dass der Stundenplan als Raum-Zeit-Struktur des Lernens von Lerngruppen mit ihrer Lehrkraft bzw. ihren Lerngruppen so gut wie möglich erhalten bleibt. Denn wenn schon die Raum-Elemente aufgeweicht werden, so gilt es, die Zeit-Elemente zu stärken.
Selbstverständlich kann die Schule den Elternhäusern keinen Stundenplan diktieren. Denn dort sind ja die Pläne der anderen Familienmitglieder genauso bedeutsam. Also ist der Plan, der in der Familie gefahren wird, ein Kompromiss aus den Plänen der Familienmitglieder, die jeweils mehr oder weniger von außen kommen und nicht harmonisiert sind. Das Harmonisieren muss die Familie leisten. Jedem Pädagogen ist selbstverständlich klar, dass dieser Prozess für weniger erfahrene Familien schlechter gelingt, wenn das Schulkind keinen Strukturvorschlag in die zuhause notwendige Aushandlung mitbringt.
Daher bezeichne ich die faktische Aufgabe des Stundenplanes der Schule, der die Raum-Zeit-Struktur der Schule regelt (Die definierte Lerngruppe lernt zum Zeitpunkt x als Gruppe gemeinsam unter Anleitung der Lehrperson y), den viele Schulen in der Lock-Down-Zeit de fakto betrieben haben, als eine pädagogische Todsünde. Darunter leiden vor allem die sozial schwächeren Familien. Und es leiden vor allem die Lehrkräfte, weil sie gehindert werden, im ihnen vertrauten Rahmen („Ich bin verantwortlich für das Lernen meiner Klasse“) konsistent zu handeln.