18 Mai

Lernen fördern: Schul-Orga für Pädagogen

Gute Schul-Orga in schwierigen Zeiten – wie?

Im Moment entwerfen Schulen ihre Form, in der sie mit der Herausforderung umgehen, Präsenzlernen und Distanzlernen zu verknüpfen. Die pädagogische Grundhaltung der einzelnen Schulen spiegelt sich im bevorzugten Modell ab (vgl. 9.5.: Stunde der Wahrheit).

Die Bundesländer lassen ihren Schulen dabei unterschiedlich viel Freiheit: Niedersachsen gibt mehrere Modelle vor, aus denen die Schule auswählen kann. NRW gibt den Sekundarstufen, mehr noch als den Grundschulen, viel Freiraum, definiert jedoch die zu erreichenden pädagogischen Ziele. Was ist besser?

Das werden wir in Kürze sehen. Im Moment wird in den Schulen noch gebastelt: Stundenplan, Lehrerzuweisung, Raumverteilung, Festlegung der Präsenztage für Lerngruppen und Jahrgänge, Absprachen für die Weiterführung der Begleitung der Lernenden beim Distanzlernen.

Die Leitungen haben ein Problem: Ihr Modell der Umsetzung, das sie entwerfen, muss Kolleg*innen, Elternschaft, Schüler*innen, Schulaufsicht und Öffentlichkeit im Schulumfeld überzeugen. Sie brauchen eine klare Richtschnur zur Beurteilung ihres Modells. Je kürzer und klarer, desto hilfreicher. Wie könnten diese Kerngedanken aussehen?

Grundsatz-Regel:

Drei Aspekte sind zentral: 1. Die Hygieneregeln (sie sind prioritär), 2. die soziale Unterstützung der Lernenden in der Distanzlernsituation und 3. die Sicherung des Lernfortschrittes der Schülerinnen und Schüler in der Kombination von Präsenz- und Distanzlernsituation. Optimal ist, so die Auffassung unseres Instituts, ist die Lösung, die bei Garantie des ersten Aspekts die soziale Unterstützung und die Sicherung des Lernfortschritts alters- und schulformangemessen miteinander verbindet.

Was heißt das genauer?

Die bestehenden großen Lerngruppen sind aus Hygienegründen aufzuteilen. Das ist unstrittig und zwingend. Trotz Aufteilung beim Präsenzlernen sollen die Lerngruppen in ihrer Gruppenstruktur erhalten bleiben. Die Sicherung des Erhalts der Lerngruppen-Struktur ist die pädagogische Herausforderung im Hinblick auf die beiden weiteren Aspekte.

Eine Lerngruppe besteht, pädagogisch definiert, aus einer Anzahl von Schüler*innen und einem Team von Lehrpersonen. Schulorganisation (Stundenplan usw.) weist den Lerngruppen (jetzt den Teil-Lerngruppen) Zeitfenster und Ressourcen für die gruppenbezogene Zusammenarbeit zu.

In der Grundschule ist diese Struktur eher ganzheitlich organisiert (Jedes Kind ist nur ein einer Lerngruppe, die wenige Lehrkräfte als Bezugspersonen haben), in den weiterführenden Schulen zunehmend nach Unterrichtsfächern. In der Sek II wird in nach Fächern gebildeten Kursen gelernt (Lernende arbeiten in jedem Fach in verschiedenen Lerngruppen, sie haben dabei je Lerngruppe normalerweise eine Lehrperson).

Schulorganisation bildet ab, wie Lerngruppen mit ihren Lehrpersonen verknüpft sind. Und nun, in der Distanzsituation, auch noch, wie sie untereinander verknüpft sind. Die Organisation rahmt die Möglichkeit für die Gestaltung der Lehr-Lern-Interaktion in der Lerngruppe.

Das Organisationsmodell betrifft alle Beteiligten. Die Qualität dessen, was in den Lerngruppen tatsächlich abläuft, wird vor allem durch die Möglichkeiten bestimmt, die die Lehrerteams einer Lerngruppe erhalten.

Kriterien der Beurteilung von Modellen:

Also ist das Wie? der Organisation der Interaktionsmöglichkeiten zwischen Lehrkraft und Lerngruppe die für die pädagogische Beurteilung des Modells der einzelnen Schule entscheidende Frage:

  • Die soziale Unterstützung, die durch den Präsenzunterricht für die folgende Distanzlernzeit geboten ist, ist unabhängig davon, welches Fach die Lehrpersonen vertreten, die am Präsenztag mit der Lern-Teilgruppe in Kontakt kommen. Wesentlich ist, dass diese Aufgaben von den Lehrpersonen wahrgenommen werden, die der Gesamt-Lerngruppe besonders vertraut sind, also Kontinuität repräsentieren.
  • Für die Sicherheit des gesamtgruppen-bezogenen Lernfortschrittes ist es die beste Lösung, wenn die jeweilige Fachlehrkraft am gleichen Tag alle Teilgruppen ihrer Lerngruppe fachlich erreicht. Das gibt ihr die Chance, in der folgenden Distanzlernzeit von Ferne beratend bzw. begleitend einzuwirken und insbesondere kooperative Lerngewinne beim Distanzlernen zu stimulieren. Wenn das nicht erlaubt ist – wie in Niedersachsen – gilt: Je länger der zeitliche Abstand ist, zwischen dem die Lehrperson die einzelnen Teil-Lerngruppe trifft, desto schlechter gelingt es, den fachlichen Lernfortschritt zu stimulieren. Das hat nicht mit Lehrerzentrierung in der Unterrichtsführung zu tun, sondern ergibt sich aus einer reformpädagogischen Grundauffassung zum Lehr-Lern-Prozess. Das bestätigt auch die Hattie-Studie (Auf die Lehrperson kommt es an).

Je besser das Modell, das die Schule wählt, diesen Kriterien genügt, desto größer ist die Chance, rasch in einen ruhigen Betriebsmodus der Schule zu gelangen. Das ist, gerade in der Krise, von größter Bedeutung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert