Digitale Schulentwicklung – pädagogische Erschließung des ‚Digitalraums als vierter Pädagoge‘. Ein ‚letter of intent‘ des IfpB

Seit der Corona-Krise ist jedem pädagogisch denkenden Menschen klar: Es gibt nicht nur den physischen Lernraum, jenen ‚dritten Pädagogen‘, der ja in der Reformpädagogik den Raum, in denen die Lerngruppe mit ihrer Lehrperson lernt, bezeichnet. Lernen findet zunehmend in einer digitalen Lernumgebung statt. So wie die Ausgestaltung des physischen Lernraums den Verlauf von Lernprozessen bestimmt, so bestimmt auch die Ausgestaltung des digitalen Lernraums den Verlauf von Lernprozessen. Der digitale Lernraum wird zum ‚vierten Pädagogen‘.

Digitale Schulentwicklung bedeutet also, dass eine Schule sich bewusst einen digitalen Raum schafft, in dem das Lernen gemäß der von der Schule vertretenen pädagogischen Prinzipien erfolgt. Die Strukturen und Formen des digitalen Lernraumes bestimmen die Qualität von Lernprozessen. Je besser der digitale Lernraum auf die von der Schule vertretene Pädagogik zugeschnitten ist, desto erfolgreicher lernen die Schüler*innen der Schule. Und: Die die Schüler*innen begleitenden Lehrpersonen benötigen spezifische Kompetenzen, um in den Strukturen des digitalen Lernraumes abgebildeten pädagogischen Konzepte erfolgreich zu unterrichten.

Digitale Schulentwicklung hat also einen doppelten Aspekt: Einerseits ist es notwendig, dass die Schule ihren digitalen Lernraum selbst gestaltet – denn der Lernraum ist Bestandteil der Schul-Identität. Andererseits ist es notwendig, dass alle an der Schule tätigen Lernbegleiter die Kompetenzen entwickeln, die sie brauchen, um erfolgreiches Lernen in der schulspezifischen Lernumgebung umzusetzen. Die erforderliche Transformation hat also sowohl Aspekte der Gestaltung des lernbezogenen Sozialraumes als auch den der systemischen Selbstentwicklung der Schule.

Kern der Arbeit des IfpB ist es, Bildungsprozesse partizipativ, heterogenitätsgerecht und inklusiv zu gestalten – bei achtsamem Umgang mit der Autonomie der Personen, die sich bilden. Erfolgreiche Digitale Schulentwicklung ist ein Selbst-Bildungsprozess von Schulen, die wir von den genannten Prinzipien her anstoßen wollen. Dabei gilt es vor allem zu erkunden, ob ein geeignet gestalteter digitaler Lernraum für die Selbstwicklung der Schule die institutionelle Selbstentwicklung den Selbstentwicklungs-Prozess unterstützen und fördern kann. Wir suchen also nach dem ‚vierten Pädagogen für Schulen, die für sich den vierten Pädagogen entwickeln wollen‘.

Gemäß der Philosophie unseres Instituts wird das dann – und nur dann – gelingen, wenn die eigentliche Entwicklungsarbeit von interessierten Schulen betrieben wird. Die Rolle der Begleitenden eines solchen Prozesses sollte eine multiprofessionelle Gruppe übernehmen, für die wir (mit diesem Schreiben) um potenzielle Mitmacher*innen suchen. Parallel zu den Entwicklungen in der Schule wünschen wir uns einen fachlichen Diskurs mit Personen, die die Arbeit der Gruppe kritisch-konstruktiv begleiten und an den Ergebnissen interessiert sind.

Der schon existierende Kern der Gruppe plant produktorientiert zu arbeiten:

  • Produkte sind einerseits Dokumente erfolgreicher Konstruktionsprozesse des digitalen Lernraums teilnehmender Schulen, d. h. die Darstellung der Struktur des Digitalraums, für den sich die Schule entscheidet, und die Dokumentation der darauf bezogenen Prozesse der inneren Kompetenzentwicklung des Kollegiums der Schulen.
  • Produkt ist andererseits ein ‚Lastenheft‘ für eine digitale optimierte Lernumgebung. Die so zu definierende Lernumgebung sollte für eine Schule, die ihre Selbstentwicklung aktiv betreiben will, bestmögliche Bedingungen bieten. Die Digitale Lernumgebung soll gleichzeitig dokumentierendes Portfolio, stimulierende Rahmung und partizipatives Kommunikationsinstrument der Selbstentwicklung werden. Das Lastenheft wird Schulen bei der Auswahl der digitalen Lernumgebung aus dem vorhandenen Angebot unterstützen bzw. dem Personenkreis, die digitalen Lernumgebungen ent- oder weiterentwickeln, Anregungen aus der Praxis für die optimale Gestaltung eines solchen Werkzeuges vermitteln.

So wollen wir vorgehen:

In einem ersten Schritt suchen wir Personen, die sich an der Gruppe beteiligen wollen.

In einem weiteren Schritt suchen wir Unterstützer*innen unseres Vorhabens, insbesondere durch die Vermittlung von Mitteln zur Durchführung des Vorhabens.

Parallel suchen wir Schulen in Deutschland, die interessiert sind, ihre Digitale Schulentwicklung im Rahmen des Projektes und unter Nutzung des Projekts als Ressource (Anregungen; Zusammenarbeit mit Kooperationspartner-Schulen) durchzuführen.

Sind Sie interessiert? Kennen Sie Sponsoren bzw. Unterstützer? Arbeiten Sie an einer Schule, die sich vielleicht beteiligen könnte? Bitte melden Sie sich beim IfpB unter MiWildt@freenet.de.