Jetzt jammern sie wieder…
„Das müssen wir dringend ändern“ (Jens Brandenburg, Staatssekretär für Bildung und Forschung), sagt es während der Vorstellung der Pisa-Ergebnisse 2022 vom Podium herab.
Die Pisa-Ergebnisse sind da…“schlimmer als je“, jammern jetzt wieder viele. Allgemein war die Erwartung, dass die Ergebnisse durch die Schulschließungen schlechter werden, das ist auch eingetreten. Aber der Trend für deutsche Schulen ist schon vorher klar gewesen: Abwärtsbewegung! Der Zusammenhang zwischen Herkunft und schulischer Bildung in Deutschland ist nach wie vor so eng wie nirgendwo in der OECD.
Dann kommen jetzt wieder die ritualisierten politischen Sonntagsreden: „Bildung ist unser höchstes Gut! Das müssen wir pflegen! Das ist gaanz wichtig!“
„Jawohl!“, grummelt unsere Schulentwicklungsberaterin, die die Leier seit 40 Jahren kennt.
Seit 22 Jahren gibt es belämmerte Pisa-Ergebnisse für deutsche Schulen. Einmal gab es ein gewisses Erschrecken im Jahr 2000, das sich in einigen Programmen zur Veränderung in unserem Bildungssystem niederschlug.
Und wo sind die geblieben? Die sind …äh… ausgelaufen! Ausgelaufen!
Was heißt das? Bildung wird immer noch von der Politik als System verstanden, das kurzfristig mal repariert werden kann. Huch, kaputt! Und dann ist das Erschrecken groß: „Schlimmer kommt’s nimmer“, heißt jetzt der Schrecken. Falsch! Es kommt noch viel schlimmer, wenn nicht endlich Grundsätzliches geschieht.
Bildung als Grundlage gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Weiterentwicklung ist nicht ein manchmal kranker Patient, der mit etwas Hustentropfen wieder aufgepäppelt werden kann, Bildung ist die Grundlage unserer Existenz. Sie muss kontinuierlich gepflegt werden durch kontinuierlich! (nicht im 4-Jahres-Rhythmus „rein inne Kartoffeln, raus ausse Kartoffeln“) weiter zu entwickelnde Konzepte. Förderprogramme, die zeitlich begrenzt werden, sind wie 3 Jahre Blumen gießen, dann vertrocknen lassen.
Das (Oh-Ton) „alarmierende Gesamtbild“ sollte zum Lehramtsstudium begeistern? Was ist mit unserer Lehrerausbildung, wo ist die ständige Fortbildung, die Unterstützung (!) der Lehrkräfte, die geförderte Qualitätsentwicklung der Schulen? Wer ist den Kollegien mit welchen Konzepten hilfreich bei der Bewältigung der Schwierigkeiten, die durch von 25 auf 40 % (Berlin 45 %) gestiegenen Populationen mit Migrationshintergrund?
Der Schwerpunkt dieser Pisa-Studie war Mathematik, die von unseren Schülern mit Langeweile, Ängstlichkeit und Müdigkeit assoziiert wird. Jetzt bloß keine Lehrerschelte, das hilft uns nichts weiter. Das gesamte System ist krank, aber so, dass eine kleine zeitlich begrenzte Kur nicht weiterhilft!
Ab Schuljahr 2024/25 soll (hoffentlich!) das Startchancen-Programm der Bundesregierung (20 Milliarden auf 10 Jahre) anlaufen. Das ist die gute Nachricht, die Jens Brandenburg auch im Rucksack hat („der Wille ist da auf Seiten der Bundesregierung“. Hören wir da Zweifel am Länderwillen?). Er redet gar vom „Aufstiegsversprechen“, das eingelöst werden soll. Ein großes Wort angesichts vieler sozioökonomischer Zwangsjacken. Endlich richtet sich der Fokus auf Schulen, die unter erschwerten Bedingungen arbeiten, auf die Grundschulen (ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztag), auf evidenzbasierte Programme. Der Anteil der Schüler, die Lesen-Schreiben-Rechnen nicht ausreichend beherrschen, soll so halbiert werden.
Die Menschen auf diesem Pisa-Verkündigungs-Forum repräsentieren jede Menge Bildungskompetenz, gute Analyseansätze, Handlungswillen. Warum wird das immer nix? Oder doch? „Nicht more oft he same“, versprechen sie. Hoffentlich….
Wo bleibt die Bildungs-Zeitenwende?
Wo bleibt das 100 Milliarden-Sofort-Programm?
Der Föderalismus gibt sich täglich der Lächerlichkeit preis, quält LehrerInnen wie SchülerInnen gleichermaßen und zeigt sich absurderweise bereits in der Grundschule. Ein weiteres trauriges Beispiel dafür, wie wenig sich Politik von – selbst evidenzbasierter -Wissenschaft leiten oder zumindest inspirieren lässt.
Genau! Lesen Sie unseren nächsten Blogeintrag!Vielleicht ein Silberstreif am Himmel?!