Unser Institutsprojekt: Digitale Schulentwicklung
Dies ist ein Kooperationsaufruf! Jeder Fortbildungsträger, der etwas auf sich hält, beteiligt sich jetzt an der Digitalisierung von Schule. Gelder gibt es reichlich, Unterstützungsbedarf von Schulen ebenfalls. Wir, mit unserem Fokus auf Prozesse der inneren Selbstentwicklung von Bildungseinrichtungen, wollen unsere Frage einbringen: Wie konstruiert die einzelne Schule um ihren physischen Lernraum (den dritten Pädagogen) herum ihren digitalen Lernraum (eine Art vierter Pädagoge)? Doch wir wollen kein neues Projekt auflegen. Wir möchten graswurzelartig in laufende Projekte hineinwirken, mit Fortbildungsträgern kooperieren, die die digitale Qualifizierung von Lehrkräften und digitale Schulentwicklung vorantreiben.
Sind Sie so ein Träger? Können Sie sich vorstellen, uns mit ins Boot zu holen? Wir bieten Ihnen an, mit Ihnen zusammen einen Fokus auf Ihr Projekt zu nehmen, das – so unser Eindruck – in den meisten Projekten noch geschärft werden kann: Die digitale Ausgestaltung der Schule als Element des Prozesses systemischer Selbst-Entwicklung!
Die sich rasant entwickelnden Möglichkeiten des digitalen Lernraums bieten vor allem neue Möglichkeiten zur Gestaltung von Lernwerkzeugen. Das Design der Lernwerkzeuge beeinflusst deren Nutzung, also die pädagogische Praxis der Schulen, die sich auf diese digitalen Werkzeuge einlassen: Mit welchen digitalen Medien und digitalen Werkzeugen will die Schule ihren Lernraum digital erweitern? Wie sollen die Werkzeuge genutzt werden, um der Pädagogik der Schule zu genügen?
Die Entscheidung, welche Digitalwerkzeuge eine Schule einsetzt, will wohlüberlegt sein, denn sie bestimmt ihr pädagogisches Profil. Die Digitalkompetenzen, die die Lehrkräfte der Schule benötigen, resultieren aus der systemischen Entscheidung, welche Werkzeuge zum Lernkonzept der Schule passen. Es sollten nicht die Digitalkompetenzen die digitalen Werkzeugentscheidungen, sondern das digitale Werkzeugkonzept die benötigten Digitalkompetenzen bestimmen. Welche kollegialen Qualifizierungsprozesse in der Schule notwendig sind, ist Folgeentscheidung der Werkzeug-Auswahl!
Warum? Die Struktur des Werkzeuges bestimmt die Arbeitsweise. Das weiß jede Fortbildungsperson aus eigener Anschauung: Findet man in einem Fortbildungsraum vorne Pult und HDMI-Zugang zum Beamer, der auf eine weiße Fläche ausgerichtet ist, wo früher die Tafel hing, so ist klar: Dieser Lernraum ist für eine lehrerzentrierte Arbeitsweise gestaltet. Wer dort teilnehmerzentriert arbeiten will, muss sich den Raum entgegen dessen Leitkonzeption aneignen. Das geht, macht aber viel mehr Mühe, als wenn der Raum teilnehmer-zentriert digital ausgestattet ist.
Teilnehmerzentriert digital ausgestattet? Oho! Wie würde das dann aussehen? Wie sollte so ein Raum digitalisiert werden, damit die Raumstruktur teilnehmerzentriertes Arbeiten unterstützt? Das wissen wir noch gar nicht so genau! Also: Hier gibt es Entwicklungsbedarf der Fortbildenden-Zunft!
Ähnlich geht es Schulen, die auf digitale Standardlösungen zugreifen. Solche Werkzeuge, wie Microsoft-Teams, implementieren häufig traditionelles pädagogisches Denken. Digitaler Burner an Schulen ist im Moment, digitale Abgabemöglichkeiten für individuelle Arbeitsprodukte von Lernenden (z.B. Hausaufgaben) einzurichten. Wer darf dort einsehen, was einzelne Lernende dort ablegt? Nur Lernperson und Lehrperson? Oder Lernperson und ihr festes Lernteam, sofern die Schule so etwas als Untergliederung von Klassen-Lerngruppen eingerichtet hat? Oder alle Schüler*innen einer Klasse? Oder sogar alle Lernende der Schule? – Ein konfliktträchtiges, aber wichtiges Thema mit dramatischer Auswirkung auf die pädagogische Lernkultur der Bildungseinrichtung.
Das sind folgenreiche Entscheidungen für die Lernkultur der Schule. Denn es wird geregelt, wer beim Lernen was zu tun hat: Wer gibt demjenigen, der seine individuelle Arbeit digital ablegt, das notwendige lernbezogene Feedback? Die Lehrperson, für alle Kinder? Wie soll sie das schaffen? Oder die Peergroup in wechselweiser Lernverantwortung – ist das besser? Oder dient das Arbeitsergebnis der Einzelnen allen Mitlernenden als Basis zum Weiterlernen? Zwischen diesen verschiedenen Optionen liegen pädagogische Welten – die wollen gestaltet sein!
Solche Fragen stellen sich bei jeder Entscheidung im Zusammenhang mit der digitalen Erweiterung des Lernraums. Wie wird das Diktierprogramm zum Erwerb von Rechtschreib-Kompetenz genutzt? Arbeiten Fremdsprach-Lernprogramme mit transparenten Könnenszielen? Wie kann starke Mathe-Software wie Geogebra als Mittel zur Entwicklung rechnerischer und algebraischer Fähigkeiten eingesetzt werden? Wer teilt mit wem und wie die Ergebnisse von Internet-Recherchen?
Nach Auffassung unseres Instituts ist Schulentwicklung Selbstentwicklung von Schulen. Ein autonomer, innerer Prozess der systemischen Selbst-Erzeugung (Autopoiese). Das gilt auch für die Integration der neuen digitalen Potentiale! Wir stehen dafür, dass sich Schulen als Akt innerer Selbstentwicklung partizipativ, bewusst und gezielt für die Erschließung ihrer spezifischen digitalen Arbeitsmittel entscheiden! Mehr dazu in vielen weiteren Beiträgen dieses Blogs; zur Digitalisierung u.a. hier und hier.
Einige digitale Arbeitsmittel, die in einem solchen digitalen Lernraum wünschenswert sind, gibt es noch gar nicht. Andere gibt es schon; sie sind aber noch nicht ‚entdeckt‘. Wir möchten als Institut daran teilhaben, wenn engagierte Schulen ihren digitalen Lernraum selbst entwickeln. Gemeinsam mit den Schulen wollen wir ein Lastenheft für eine reformpädagogisch ausgerichtete digitale Lernumgebung erarbeiten. Das ist unser Projektziel.
Daher die Bitte: Projektträger, bitte bindet uns in Eure Arbeit mit den Schulen geschickt ein! Wir bieten im Gegenzug unsere systemische Kompetenz bei der Gestaltung von auf Selbststeuerung ausgerichteten Prozessen der Schulentwicklung! Damit der Prozess der digitalen Schulentwicklung paradigmatisch für gelingende innere Schulentwicklung wird – und nicht zum Rückfall in die graue Vorzeit der ‚Schulung von Schulen‘ führt.
Wir freuen uns über unverbindliche Kontaktaufnahme!