Digital (noch) nicht erreichbar?!
Die Zeitung (Münstersche Zeitung, 16.5.2020) meldet ein Problem:
Berlin – In der Corona-Krise konnten viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland digital nicht erreicht werden. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des „Schul-Barometers“, die am Freitag vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz veröffentlicht wurde. Nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Schulmitarbeiter gaben an, quasi alle Schülerinnen und Schüler erreicht zu haben. 14 Prozent der Schul-Mitarbeiter gaben an, dass immerhin zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht über das Internet erreichbar gewesen seien. Zwölf Prozent meinten, dass 15 bis 20 Prozent digital nicht kontaktierbar waren. 14 Prozent erklärten, dass 25 bis 50 Prozent digital nicht angesprochen werden konnten. Bei acht Prozent der Befragten war die Erreichbarkeit besonders schlecht.
Was lernen wir daraus?
Schüler*innen, die beim Homeschooling nicht digital erreicht werden, fallen aus dem Lernzusammenhang ihrer Klasse. Sie haben einen gravierenden Nachteil beim Lernen. Das Lerngeschehen verlagert sich gerade ins Netz. Ein spannender Beitrag auf Zeit-Online von Bob Blume vom 15. Mai: Vom Frontalunterricht zum digitalen Lernbegleiter zeigt das (https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2020-05/digitales-lernen-corona-krise-digitalisierung-lehrkraft-lehrbegleiter). Je länger das Distanzlernen besteht, desto mehr Nachteile haben Kids, die nicht online lernen können. Aber digital nicht erreicht bedeutet keineswegs digital nicht erreichbar. Es bedeutet vielmehr: digital noch nicht erreicht. Wir lernen daraus: Aus Nicht-Erreichen müssen wir Erreichen machen! Weiter daran arbeiten, bis Erreichbarkeit besteht!
Wer löst das Problem?
Das Problem besteht heute, hier und jetzt. Warten auf staatliche Gelder zum Kauf von Geräten ist keine Lösung, sondern Zynismus. Das Problem können Schulen selbst lösen! Die Herausforderung nennt man Inklusion: Abbau der Barriere zwischen Kind und Schule! Es gibt wohl mehr Computer, Laptops und Tablets in den Schulen als digitale Endgeräte in Familien fehlen. Inklusiv arbeiten heißt in diesem Fall: Den Bedarf feststellen, ein Leihgerät aus der Schule hinbringen, das Kind in der Präsenszeit in die Benutzung einweisen. Pauline hat zu Hause kein WLAN? Findigkeit ist gefragt: Die Klassenlehrerin fragt bei den Nachbarn oder der Förderverein finanziert eine Flatrate bei XXX-Talk. Alle Mittel sind zulässig, die ermöglichen, dass sich das Kind im Chat seiner Klasse meldet.
„Das sollen wir machen?“, fragen immer noch, 6 Wochen nach der Schließung der Schulen, manche Lehrkräfte. Genau! Inklusiv Arbeiten! Das ist die stete Herausforderung für Schulen, nicht nur in sozialen Brennpunkten. Abbau von Barrieren! Inklusiv denken! Digitale Erreichbarkeit schaffen! Am besten bis morgen früh!