Die Schule inklusiv bewegen – in den Wochen der Corona-Krise
Digitale Unterstützung der sonderpädagogischen Förderung
Vorüberlegungen:
Die ersten Erfahrungen in der Corona-Zeit zeigen, welche Chancen in der Nutzung digitaler Medien bei der individuellen Förderung liegen, insbesondere auch von Kindern mit spezifischem Förderbedarf.
Schulministerien: Nach welchen Kriterien sollen die Schulen nun handeln?
Wir bitten Sie um Auskunft für unsere Schulen
Betrifft: Anfrage des IfpB an die Ministerien für Schule bzw. die Senatsverwaltungen für Bildung in der Bundesrepublik Deutschland nach den Kriterien für die Bewertung der Modelle von Schulen zur Gestaltung der Verknüpfung von Präsenz- und Distanzlernen.
Bezug: Unsere Blog-Beiträge vom 18.5.2020 Lernen fördern: Schul-Orga für Pädagogen, 9.5.2020 Stunde der Wahrheit und 8.5.2020 Leistungsbewertung beim Home-Schooling.
Sehr geehrte Verantwortliche der Schul-Administrationen der Länder,
gerade läuft weltweit ein pädagogischer Großversuch, den sich wohl niemand gewünscht hat: Wie funktioniert eine inklusive, schülerzentrierte, kooperative und demokratische Schule, wenn die Lernenden 1,50 Meter Abstand halten müssen?
Wir beraten normalerweise in persönlichen Gesprächen Einzelpersonen oder Teilgruppen in Bildungseinrichtungen. Jetzt, in der Corona-Krise, verlagert sich die Beratung auf Telefongespräche und Videokonferenzen.
Gestern haben wir Schul-Orga für Pädagogen(Wie?) in den Blog gestellt. Heute schellt das Telefon. Die Schulleiterin einer Gesamtschule im Rheinland meldet sich (Dialog verkürzt wiedergegeben, I steht für Institut):
I: Schön, dass Sie sich melden. Was können wir für Sie tun?
SL: Ich habe ein Problem. Letzten Donnerstag haben wir unsere Planung für die Arbeit der Schule ab dem 25.5. (da beginnt in NRW die Rückkehr aller Lerngruppen im rollierenden System) verbreitet. Wir haben uns total Mühe gegeben. Die Reaktionen sind auch überwiegend positiv. Aber trotzdem ist die Stimmung miserabel. Es kommt von einigen Seiten heftige Kritik. Ich frage mich, wie ich reagieren soll.
Im Moment entwerfen Schulen ihre Form, in der sie mit der Herausforderung umgehen, Präsenzlernen und Distanzlernen zu verknüpfen. Die pädagogische Grundhaltung der einzelnen Schulen spiegelt sich im bevorzugten Modell ab (vgl. 9.5.: Stunde der Wahrheit).
Die Bundesländer lassen ihren Schulen dabei unterschiedlich viel Freiheit: Niedersachsen gibt mehrere Modelle vor, aus denen die Schule auswählen kann. NRW gibt den Sekundarstufen, mehr noch als den Grundschulen, viel Freiraum, definiert jedoch die zu erreichenden pädagogischen Ziele. Was ist besser?
Die Zeitung (Münstersche Zeitung, 16.5.2020) meldet ein Problem:
Berlin – In der Corona-Krise konnten viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland digital nicht erreicht werden. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des „Schul-Barometers“, die am Freitag vom Institut für Bildungsmanagement und Bildungsökonomie der Pädagogischen Hochschule Zug in der Schweiz veröffentlicht wurde. Nur etwas mehr als die Hälfte der befragten Schulmitarbeiter gaben an, quasi alle Schülerinnen und Schüler erreicht zu haben. 14 Prozent der Schul-Mitarbeiter gaben an, dass immerhin zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht über das Internet erreichbar gewesen seien. Zwölf Prozent meinten, dass 15 bis 20 Prozent digital nicht kontaktierbar waren. 14 Prozent erklärten, dass 25 bis 50 Prozent digital nicht angesprochen werden konnten. Bei acht Prozent der Befragten war die Erreichbarkeit besonders schlecht.
Jetzt müssen in ganz Europa, ja weltweit, Schulen ihren Plan zur zeitweisen Rückkehr der Lernenden in das Schulhaus entwerfen. Der Plan organisiert die Verknüpfung des Lernens in der Schule mit dem Lernen draußen, mit der Welt, in der Kinder und Jugendliche leben.
Der Plan offenbart, was die einzelne Schule (als pädagogisches System) unter Lernen versteht.
Das Ministerium NRW und unser Vorschlag für die Schulen
Lernen auf Distanz
Das Ministerium für Schule NRW:
Auszug aus der Stellungnahme vom 15./16.04.20: „Das Ruhen des Unterrichts hat alle am Schulleben Beteiligten, Schulleitungen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern von jetzt auf gleich in eine Situation versetzt, in der Unterricht am gleichen Ort zur gleichen Zeit nicht mehr möglich war.
Die Krise offenbart die Haltung der Kollegien: Ist Schule eine Veranstaltung, in der die Lehrpersonen lehren? Oder ist Schule eine Veranstaltung, in der Kinder und Jugendliche sich die Kompetenzen aneignen, die sie brauchen, um ihr Leben und die Zukunft der Gesellschaft zu gestalten? Theoretisch gibt es da keine Widersprüche. In der konkreten Praxis aber sehr wohl! Bei der Verbindung von Präsenzlernen und Distanzlernen in der Krise spitzen sie sich zu. Neue Herausforderungen für alle Beteiligten werden sichtbar.
Schulleitungen spüren, dass sie diese Herausforderung an die Menschen im System verteilen. Wer muss sich anpassen? Wer muss seine Handlungsmuster verändern? Die Lehrpersonen? Oder die Lernenden?
Ein nachdenklicher Schulentwicklungsberater schreibt einen Brief an eine Schule…und macht zum Schluss einen Vorschlag an alle…
Nachgedacht: Wie kann es gelingen? Und wie kann es bei allen gelingen? Was können Schulen tun, damit Distanzlernen gelingt?
Ein Brief aus den Mühen der Ebene in Corona-Zeiten in NRW und Niedersachsen:
Diese (gekürzte) Mail schreibt ein*e Schulentwicklungsberater*in aus NRW an die didaktische Leiterin einer Gesamtschule in Niedersachsen, die er seit mehreren Jahren bei der heterogenitätsgerechten Unterrichtsentwicklung berät, als Antwort auf den Bericht der didaktischen Leiterin, wie es an der Schule in der Krise läuft: